Bundesliga
Menschenhandel und Abschiebung
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| Mittwoch, 9. August 2006Kritik und Abneigung liest man über den Stil der Transfers Thurk (von Mainz nach Frankfurt), Mertesacker (von Hannover nach Bremen) und Fahrenhorst (von Bremen nach Hannover) in der FAZ und in der Welt. Daß Spieler trotz laufender Verträge ihren Verein verlassen können, wenn sie nur laut genug trommeln – diese Hypothese ist nun um zwei Beweise reicher. Thurk und Mertesacker haben die Presse seit langem ihre Wechselwünsche wissen lassen, Beleg für die Macht der Spieler in den Zeiten nach dem Bosman-Urteil. „Um vorherzusagen, daß diese Transfers zustande kommen würden, mußte man kein Prophet sein“, schreibt die FAZ und klagt: „Ein Spieler, der unbedingt weg will von seinem alten Verein, wird auch, unabhängig von seinen vertraglichen Verpflichtungen, gehen können – sobald der Preis stimmt.“
Roland Zorn (FAZ) verurteilt den Trend, den Verein zu verlassen, und stöhnt über Lippenbekenntnisse: „Die Vertragssicherheit, die Vereine wie Spieler bei Abschluß eines Kontrakts mit einem Bundesligaklub zu haben glauben, ist durch die frühen Wechsel von Mertesacker, Fahrenhorst und Thurk weiter unterspült worden. Das mag bedauerlich sein, ist aber symptomatisch für eine Liga, in der Vereinstreue nur noch ein hohles Wort ist – mögen manche Torschützen der Bundesliga noch so modebewußt und demonstrativ das Vereinslogo ihrer Trikots küssen.“ Der Welt entnehmen wir die Enttäuschung der User der Werder-Homepage darüber, daß die Vereinsführung Fahrenhorst wie einen Kapitalwert behandelt: „Viele Werder-Fans schätzen die Einkaufspolitik in den vergangenen Tagen anders ein, wie sie im Forum der Klub-Homepage schrieben und mit Worten wie ‚Menschenhandel‘ und ‚Abschiebung‘ argumentierten. Für einige haben die Bremer ihre sonst harmonische Vereinsphilosophie gegen eine Politik eingetauscht, die strikt nach dem Leistungsprinzip mit seinen zuweilen unmenschlichen Begleiterscheinungen funktioniert.“
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