Ascheplatz
Große Rechtsunsicherheit
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| Mittwoch, 23. August 2006Das Spitzentreffen des deutschen Sports über Sportwetten – drei Pressestimmen
Christian Tretbar (Tsp) kommentiert die Bemühung des DFB und der DFL auf der einen Seite und des DOSB auf der anderen, eine gemeinsame Position in Sachen Sportwetten zu finden: „Eine endgültige Lockerung des Wettmarktes wäre für den Breitensport existenzgefährdend, weil die Haupteinnahmequelle wegfiele – und das in einer Zeit, in der der Sport als gesellschaftliche Integrationskraft immer wichtiger wird. Die ohnehin knappen Mittel würden weiter schrumpfen. Für den Profifußball bedeutet die Beibehaltung des staatlichen Wettmonopols in letzter Konsequenz nur den Verzicht auf ein paar zusätzliche Millionen. Einige Vereine müßten sich in dem Fall neue Sponsoren suchen, was für große Bundesligavereine wohl das kleinere Problem darstellen dürfte. Die Ministerpräsidenten dürfen sich also mit gutem Recht auf die Seite des Breitensports schlagen und das staatliche Wettmonopol weiter festschreiben – zum Wohle der Allgemeinheit und nicht der ohnehin reichen Fußballprofis und -klubs.“
Jörg Hahn (FAZ) prophezeit, daß der Fußball seine Macht gegenüber den anderen Sportarten durchsetzen werde: „Auch dem Letzten muß klargeworden sein, daß der Fußball hierzulande die Richtung vorgibt. Und daß es Solidarität nur in dem Maße gibt, in dem es der mächtigsten, wichtigsten Sportart gefällt. Der deutsche Fußball als Wettspiel-Anbieter und alleiniger Nutznießer – dieses Schreckensbild für viele andere Verbände ist nicht vom Tisch. Ob eine unentschiedene Haltung die richtige Ausgangsposition ist für Gespräche mit den für den Glücksspielmarkt zuständigen Ministerpräsidenten der Bundesländer?“
Jörg Winterfeldt (Welt) sagt voraus, daß private Sportwetten durch nationale Gesetze nicht zu bremsen seien: „Am Rückgang des Wettgeschäftes liegt dem Sport nichts. Im Gegenteil. Und während Oddset nicht mehr werben darf, würde private Konkurrenz aus dem Ausland einfach legal weiter operieren – über Sender wie Eurosport, die von Frankreich aus arbeiten, und das Internet. Globalisierung und Medien haben längst sichergestellt, daß ein nationaler Markt nicht mehr abzuschotten ist. Es wird weiter gewettet, der Gesetzgeber legt nur fest, in welcher Größenordnung Deutschlands Sport weiter partizipiert.“ Die FAZ fordert von der Justiz eine Klarstellung: „Fünf Monate nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts herrscht große Rechtsunsicherheit.“
FR: Minimalkonsens beim Sportwettengipfel
Tsp: „Ein Ziel, zu viele Wege – der Sport kämpft mit den finanziellen Folgen der Neuregelung des Wettmarktes – und zeigt sich dabei alles andere als einig“
FAZ: Ein weiterer Hintergrundbericht über die Wett-Sitzung von Fußball- und anderen Sportverbänden