Champions League
Die Mentalität scheint zurück
Kommentare deaktiviert für Die Mentalität scheint zurück
| Donnerstag, 24. August 2006Drei Pressestimmen zur Champions-League-Qualifikation des Hamburger SV durch das 1:1 in Pamplona
Gut gegangen – Ronald Reng (FR) prüft die Strategie der Hamburger Vereinsführung, dem Sparen und Geldeinnehmen Vorrang zu gewähren, und empfiehlt einen Kurswechsel: „Die Qualifikation für die Champions League ist Dietmar Beiersdorfers bestes Argument für das HSV-Modell, Spieler jung zu kaufen, emotionslos mit Gewinn weiterzuverkaufen und trotzdem vorwärtszukommen. Es funktioniert, weil der HSV strategisch nach Spielern scoutet und dank Thomas Doll systematischer spielt als die meisten Teams. Aber es wird nicht ewig funktionieren, das wurde in Pamplona deutlich. Die Souveränität, das sichere Kurzpaßspiel, das den HSV im Herbst 2005 besonders machte, ist verschwunden. Es ist eine gut organisierte Mannschaft, in der keiner mehr Steilpässe spielt und nur noch Rafael van der Vaart über die Flügel vorstößt – der Preis der Fluktuation. Junge Spieler wie Nigel de Jong machen noch zu viele Fehler. Deshalb muß das Geld auch dazu genutzt werden, die alten Kräfte länger zu binden.“ Sascha Zettler (FAZ) erkennt die Konturen des alten HSV wieder, preist den Kampf als entscheidendes Element im Hamburger Spiel und hebt den Kapitän hervor: „Die Mentalität scheint zurück, und ein Chef ist offenbar auch wieder da. Noch bevor de Jong die Ärmel aufgekrempelt hatte und zum Helden des Tages avanciert war, hatte van der Vaart die Zeichen gesetzt, jeden Ball gefordert, Aggressivität vorgelebt und mitgerissen.“
Reng befaßt sich mit dem Zustandekommen und der Wirkung des knappen Erfolgs – und des knappen Mißerfolgs: „Der Fußball teilte an diesem Abend willkürlich in Gewinner und Verlierer, es gab keinen Unterschied zwischen den Teams, die viel Willen und deutlich weniger Klasse zeigten. Doch danach durften die Hamburger so tun, als seien alle Probleme weggezaubert. So ist das bei Erlösungen. Auf dem langen Weg aus dem Mittelmaß wurde der HSV zuletzt von heftigen Wachstumsstörungen geplagt.“ Auf Volk ohne Raumdeckung, dem tazblog, lesen wir kichernd: „Als das knappste aller Ergebnisse gilt gemeinhin das 1:0, nicht so im Europacup. Unbesiegt scheidet man dort oft aus, ungewonnen (???) geht man als Sieger vom Platz. Die Auswärtstoreregel macht es möglich. Als Kind dachte ich immer, Albert Einstein hätte sie erfunden und deshalb den Friedensnobelpreis bekommen. Aber er hat sich mit weitaus simpleren Dingen beschäftigt, wie ich seit dem Einstein-Jahr 2005 weiß.“ Auch dort wird van der Vaart auf die Schulter geklopft: „Ein echter Käpt’n, auch bei Windstärke zehn im eigenen Strafraum immer Vorbild.“