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Bundesliga

Sorín geht nach Hamburg – ein Zeichen dafür, daß die Bundesliga an Bedeutung gewonnen hat?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 31. August 2006 1 Kommentar

Die Urteile der Experten über den Immigranten Juan Pablo Sorín fallen sehr unterschiedlich aus. Andreas Lesch (BLZ) ruft ihm ein dreifaches Hallo zu: „Sorín wird einen Schneeregen-Kick zwischen Bielefeld und Hannover nicht in eine Ideenwerkstatt verwandeln können. Er ist kein Zauberer, der von Hamburg aus die ganze Liga erleuchten wird. Er ist vorerst ein Einzelfall und kein Trend. Aber er ist seit vielen Jahren – seit wann eigentlich? – der erste Star, der nach Deutschland kommt und nicht aus Deutschland flieht. Sein Wechsel war keine Folge der WM, sondern ein kühl kalkuliertes Geschäft. Das deutet an, daß die Bundesliga international ganz allmählich an Bedeutung gewinnt.“

Jörg Marwedel (SZ) begrüßt ihn mit Blicken von der Seite: „Ob Sorin, der mit seinen dreißig Jahren deutlich vom bisherigen Suchschema der Hamburger – junge Ausnahmespieler mit noch steigendem Marktwert – abweicht, die hohen sportlichen Erwartungen erfüllen kann, bleibt abzuwarten, seine Leistungskurve zeigte zuletzt deutlich nach unten.“ Sven Goldmann (Tsp) entdeckt Überraschendes in seiner Vita: „Sorín kokettiert mit dem Ruf des etwas anderen Fußballprofis. Er philosophiert öffentlich über seine linke Gesinnung und schreibt Gedichte. Wenn er mal in Buenos Aires ist, moderiert er eine Radiosendung mit dem hübschen Namen tubo de ensayos, zu Deutsch: Reagenzglas. Seine Kritiker monieren, der Fußball komme dabei manchmal zu kurz.“

Der HSV steht derzeit wegen seiner Transfers unter strenger Beobachtung der Medien und der Experten, obwohl man den Verantwortlichen in manchen Verkäufen allenfalls eine Teilautonomie zusprechen muß. Es spricht doch eher für die Qualität ihrer Arbeit, wenn ihre Spieler das Interesse der Reichen und Großen wecken. Und was soll man machen, wenn Abramowitsch mit den Scheinen wedelt? Dem konnten nicht mal die Bayern etwas entgegensetzen, auch wenn Karl-Heinz Rummenigge sich über die „Schwäche“ des HSV mokiert. Bernd Hoffmann, der Vorstandsvorsitzende des HSV, bejaht in einem FAZ-Interview die Frage, ob er das Vertrauen seitens der Öffentlichkeit in die Entscheidungen des Vorstands vermisse: „In der Tat müßten wir nach den Transfers der vergangenen drei Jahre einen Vertrauensvorschuß haben. Die Fehlerquote, was Neuverpflichtungen betrifft, ist im Branchendurchschnitt gering, seit Dietmar Beiersdorfer Sportchef ist. Dennoch wird vieles sehr kritisch gesehen, weil Nachhaltigkeit beim HSV in den letzten zwanzig Jahren ein Fremdwort war. Es gab sportliche Rausreißer, die sich leider bald als Fußnote der Geschichte erwiesen haben. Vielleicht liegt das Mißtrauen auch daran, daß unser Führungsteam nicht seit dreißig Jahren zum Bundesliga-Establishment gehört.“ Der Zuzug Soríns zeige, „daß der HSV eine gute Adresse in Europa geworden ist“.

Kommentare

1 Kommentar zu “Sorín geht nach Hamburg – ein Zeichen dafür, daß die Bundesliga an Bedeutung gewonnen hat?”

  1. Sukey
    Samstag, 2. Juli 2011 um 18:30

    Knocked my socks off with kwnolegde!

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