Deutsche Elf
Fortsetzung: Die alten Geister spuken noch
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| Freitag, 1. September 2006Werden die Jungs von Bild den Bundestrainer als Jogi-Bär am Nasenring durch die Manege führen?
Wird sich auch die Presse ähnlich polarisiert verhalten wie unter Klinsmann? Oskar Beck (Stuttgarter Zeitung), einer der wenigen ewigen Verteidiger Klinsmanns, läuft sich schon mal warm und sieht die alten Geister wieder spuken: „Klinsmann hatte bei der WM stets 70.000 Fans im Rücken – Löw dagegen hat demnächst die Bild-Zeitung im Nacken. Was das heißt, weiß er aus den gemeinsamen Leidenstagen vor der WM: Man braucht als Bundestrainer einen breiten Brustpanzer wie Klinsmann, um das Sperrfeuer und den Kugelhagel der Revolverpresse undurchlöchert zu überleben. Die Medien mit den mächtigen Buchstaben stellen sich einen idealen Bundestrainer anders vor. Er muß funktionieren wie früher der Beckenbauer. Als der noch Teamchef war, luden ihn die Bild-Jungs zur Vorbesprechung der Mannschaftsaufstellung gerne mal auf ihr Zimmer im DFB-Hotel ein – so hatte der Franz seine Ruhe, und die Bild Zeitung ihre Aktualität. Klinsmann war da immer widerspenstiger. Und unabhängiger. Er hat sich dem Marionettenspiel verweigert, die Macht der Meinungsmache ertragen und den Laden dichtgemacht. Keine Exklusivinformation drang nach draußen, für die bunten Blätter war er förmlich geschäftsschädigend – und alle sind nun gespannt, was mit dem neuen Bundestrainer unter dem Druck des ersten Rückschlags wohl passieren wird: Hält der Löw dann, was sein Name verspricht? Oder steckt in ihm, wie die alten Zweifler fürchten, immer noch ‚der nette Herr Löw‘? Bald weiß man Näheres – hoffentlich später als früher. Die Schlimmsten unter uns notorischen Skeptikern argwöhnen stirnrunzelnd, daß die Jungs von Bild unseren neuen Bundestrainer demnächst als Jogi-Bär am Nasenring durch die Manege und über den Boulevard führen.“
Traurige Geschichte
Die Redaktionen der SZ und der FAZ richten ihre Speere, im Gegensatz zur Sport Bild, im Spannungsfeld DFB/Bundesliga gegen die Liga; insbesondere der kühle Verkauf David Odonkors nach Sevilla hat einen Nerv getroffen. Philipp Selldorf (SZ) erkennt mahnend einen Trend: „Wenn es um Politik geht, wird es heikel für den Bundestrainer, und Löw will sich am Anfang seiner Mission nicht den Ärger der Trainerkollegen in der Bundesliga zuziehen, indem er Partei für seine Spieler ergreift. Er hätte aber bereits genügend Anlaß dazu, denn Odonkor ist bloß ein Fall von vielen und zeigt eine Entwicklung, die dem Nationaltrainer nicht gefallen kann. Auf den Willen der Klubs und ihrer Trainer, dem nationalen Nachwuchs eine Chance zu geben, sollte Löw besser nicht rechnen. Auch der furiose Publikumserfolg der deutschen Elf bei der Weltmeisterschaft hat nichts daran geändert, daß junge deutsche Spieler in der Bundesliga keine Zeit zur Eingewöhnung erhalten und die Tendenz der Klubs von Platz 1 bis 18 weiterhin darin besteht, bevorzugt ausgebildete Profis aus dem Ausland einzusetzen. Jugendmodelle wie bei Borussia Dortmund oder zuvor beim VfB Stuttgart und vielleicht demnächst bei Hertha BSC erweisen sich nur als Mittel zum Zweck in finanziell schwierigen Zeiten. Die Einkäufe der Spitzenvereine liefern eindeutige Indizien.“
Auch Michael Horeni (FAZ) geht mit Dortmund hart ins Gericht: „Man könnte meinen, daß sich ein Fußballprofi seinen Lebenstraum erfüllte und ein Held der Weltmeisterschaft dieses Jahres seine Karriere krönte. Tatsächlich aber ist sein Wechsel eine für den deutschen Fußball eher traurige Geschichte. Sie handelt von der Flucht und Vertreibung eines jungen deutschen Nationalspielers und vom Widerwillen seines Klubs, ein Konzept mit jungen Spielern auch dann noch zu verfolgen, wenn es die wirtschaftliche Not nicht mehr vorschreibt. Daß Odonkor in Dortmund sein größtes Spiel ausgerechnet mit der Nationalmannschaft erlebte, als er gegen Polen in der Nachspielzeit die Flanke zum 1:0 schlug, steht symptomatisch für die Diskrepanz zwischen nationaler Anerkennung von jungen deutschen Nationalspielern und regionalen Akzeptanzschwierigkeiten.“
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