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Deutsche Elf

Bernhard Peters über Beharrlichkeit im Fußball

Oliver Fritsch | Dienstag, 5. September 2006 Kommentare deaktiviert für Bernhard Peters über Beharrlichkeit im Fußball

Bernhard Peters über Beharrlichkeit im Fußball (SZ) / Gerhard Mayer-Vorfelder über seine Entscheidung im Jahr 1998, Joachim Löw entlassen zu haben (FR) / Der doppelte Friedrich mehrt die Optionen im einst anfälligsten Teil des deutschen Teams (FAZ)

Es gibt viele Traditionalisten im Fußball, die alles laufen lassen

In Mönchengladbach findet ab morgen die Hockey-WM statt. Die SZ interviewt Bundestrainer Bernhard Peters, dabei geht es natürlich auch um seine gescheiterte „Bewerbung“ beim DFB. Er sei enttäuscht gewesen, als der DFB sich gegen ihn und für Matthias Sammer als Sportdirektor entschieden hat, gesteht Peters: „Ich hätte das gerne gemacht. Ich fühle mich aber nicht als Verlierer, sondern glaube, daß ich aus dieser Debatte gestärkt hervorgegangen bin. Es war zwar eine Enttäuschung, aber alle seriösen Zeitungen haben sehr positiv über Klinsmanns Ideen berichtet. Das hat meine berufliche und öffentliche Position verbessert.“ Die Frage, ob die Entscheidung gegen ihn den Rücktritt Klinsmanns bewirkt habe, verneint Peters nicht: „Ich glaube, daß ihn das sehr getroffen hat, weil man ihm damit signalisiert hat, daß er zwar für das sportliche Konzept zuständig ist, aber trotzdem nicht solche Entscheidungen treffen darf. Das war ein entscheidender Punkt dafür, warum er nicht mehr mitarbeiten wollte.“

Ob er überrascht darüber gewesen sei, wie wenig die Fußballbranche darüber wisse, was beim Hockey praktiziert und wie im Hockey trainiert werde? „Nein. Es gibt interessante Trainertypen im Fußball, die ähnlich an die Dinge herangehen wie ich, aber es gibt auch viele Traditionalisten, die alles laufen lassen. Fußball ist ein System für sich, ein riesiger Apparat, in dem man schnell betriebsblind werden kann.“ Die Popularität und der Marktwert verführten den Fußball zu „Behäbigkeit und Selbstzufriedenheit“, wogegen Jürgen Klinsmann gekämpft habe. Die Diskussion in den Medien habe dem Hockey jedoch genützt: „Hockey ist medial sehr positiv betrachtet worden. Wir sind die erfolgreichste olympische Mannschaftssportart in Deutschland. Darauf sind viele durch die Debatte überhaupt erst aufmerksam geworden.“

Keiner hat meinen Skalp am Gürtel

Die FR fragt die halbe Doppelspitze Gerhard Mayer-Vorfelder, der am Freitag aus seinem Amt ausscheiden wird, warum er 1998, als Präsident des VfB Stuttgart, den Trainer Joachim Löw entlassen hat: „Ich habe ihn nicht entlassen, sondern nur den Vertrag nicht verlängert.“ Einerseits gesteht er Löw zu: „Er hat damals ein exzellentes Training gemacht, Freude in die Mannschaft gebracht und das Spiel offensiv ausgerichtet – in dieser Zeit hat das magische Dreieck mit Balakov, Elber und Bobic gespielt.“ Andererseits gibt Mayer-Vorfelder zu bedenken: „Worüber wir immer diskutiert haben: daß man gegenüber den Spielern härter sein muß. Die Profis sind wie Kinder – sie versuchen auszuloten, wie weit sie gehen können. Der Trainer muß Autorität einsetzen, um Grenzen zu zeigen. Ich war der Meinung, daß er da zu nachgiebig war. Es ging nicht um seine Qualität als Trainer.“ Mittlerweile sei Löws Menschenführung durch seine Engagements im Ausland gereift: „Nach der Zeit beim VfB Stuttgart hat er seine Erfahrungen in Vereinen und Ländern gewonnen, wo es nicht immer lustig und munter zugegangen ist. Speziell die Erlebnisse in der Türkei haben ihm da geholfen, ein Profil zu gewinnen. Deshalb ist er heute ein perfekter Trainer.“

Seine eigene Karriere, die von viel Kritik begleitet worden ist, faßt er so zusammen: „Wenn Du ein Mann mit Profil bist, ist es logisch, anzuecken. Als konservativer Politiker in einer linkslastigen Zeit hat mein Kurs nicht immer Freude erregt. Und im Fußball bietest du Reibungsflächen, wenn du länger ein Amt besetzt. Deshalb war meine Position oft eine Kampfposition. Immer dann wenn es kritisch wurde, habe ich mich besonders herausgefordert gefühlt. Gerade mir hat man gerne etwas ans Bein gebunden, um mich zu Fall zu bringen. Das aber hat keiner geschafft – keiner hat meinen Skalp am Gürtel. Und darauf bin ich ein Stück weit stolz.“

Viele Alternativen im vor der WM noch anfälligsten Mannschaftsteil

Die Innenverteidigung Friedrich hat sich durch ihre gute Leistung gegen Irland in die Sportseiten der deutschen Zeitungen gespielt. Michael Horeni (FAZ) spekuliert in einem Doppelportrait über die Zukunftsaussicht dieses Tandems, „ob der doppelte Friedrich der Nationalelf über den Doppelspieltag hinaus als erste Wahl erhalten bleibt, ist zwar fraglich“, registriert aber die Zunahme an Optionen auf dieser Position: „Angesichts der großen Verletzungsmisere und der Neuorientierung des bisherigen Außenverteidigers Arne Friedrich haben sich nun zahlreiche Alternativen im vor der WM noch anfälligsten und schmalbrüstigsten Mannschaftsteil aufgetan.“ Arne Friedrich wirkt auf seiner neuen Position befreit, befreit von dem Druck, Flanken in den Strafraum (und nicht hinters Tor) schlagen zu müssen. Horeni blickt ein paar Wochen zurück: „Während der Weltmeisterschaft blieb er wie immun gegen das Selbstvertrauen und die Zielstrebigkeit, mit der sich die Nationalmannschaft gewappnet hatte. Friedrich wurde im Gegensatz zu seinen Kollegen kein bißchen von der WM-Begeisterung getragen, er mußte sich durchkämpfen in den Wochen der Leichtigkeit, ohne sich wirklich vom Druck und der Kritik befreien zu können, die ihn stärker als jeden anderen Nationalspieler traf. Er hat sich zwar am Ende gesteigert, aber glücklich wirkte er nach vielen Spielen nicht gerade, bestenfalls erleichtert.“

Manuel Friedrich wird von Horeni als Kauz und Bewegungstalent vorgestellt: „Der Mainzer Friedrich läßt sich nicht leicht in das übliche Fußballerschema pressen. Der frühere Gaumeister im Turnen, Bezirksmeister im Tischtennis, Volleyball-Auswahlspieler von Rheinland-Pfalz und leidenschaftliche Golfer spricht mit einer wohltuenden Normalität über den doch oft recht schlichten Profifußball. Ein bißchen irritiert hat die Branche allerdings, als er vor einiger Zeit bekannte, mit der Nachrichtenflut im Fußball nicht viel anfangen zu können, und daß es ihm auch nicht so viel Spaß bringe, anderen beim Kicken im Fernsehen zuzusehen.“

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