Bundesliga
Aachener Beben
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| Mittwoch, 13. September 2006Alemannia Aachen verpflichtet Michael Frontzeck als Trainer, der Presse fällt dazu nicht viel ein; derweil ist über vereinsinterne Konflikte zu lesen, und Sportdirektor Jörg Schmadtke ärgert sich noch mal darüber, daß Hannover 96 Dieter Hecking abgeworben hat – und daß Dieter Hecking gegangen ist
Michael Frontzeck, ein unbeschriebenes Trainerblatt, wird Nachfolger von Dieter Hecking in Aachen. In deutschen Zeitungen ist nicht viel darüber zu lesen. Die FAZ hat erwartet, daß Aachen einen erfahreneren Trainer verpflichtet: „Alemannia Aachen hat mit der überraschenden Verpflichtung von Frontzeck eine kleine Lösung gefunden.“
Beim Klicken durch die Fan-Foren stellt die FAZ fest, daß es einen Vorbehalt gegenüber dem Gladbacher Frontzeck gibt: „Da die Alemannia und Borussia Mönchengladbach ein rivalisierendes Verhältnis pflegen, wurde dem Trainer vor allem seine sportliche Vergangenheit vorgehalten.“ Auch Christoph Biermann (SZ) befaßt sich mit den Reaktionen der Fans: „Frontzeck hat bislang noch keine Mannschaft verantwortlich trainiert. Aber das ist nur der sachliche Einwand vieler Fans, der andere ist zutiefst emotional: Ihr neuer Trainer ist Gladbacher und damit ein rotes Tuch für die meisten Alemannen. Insgesamt elf Jahre spielte er bei jenem Klub, den die meisten Anhänger der Aachener mehr verabscheuen als alle anderen. Zwar stand Frontzeck als Spieler auch in Stuttgart, Bochum und Freiburg unter Vertrag, aber identifiziert wird er eben doch mit der Borussia.“
Tabus im Fußball? Gibt’s die?
In einem Interview mit der FR blickt Aachens Sportdirektor Jörg Schmadtke zurück auf die Trennung von Hecking: „Grundsätzlich ist es sinnvoll, auf Verträgen zu beharren. Letztlich hat es, so wie sich Dieter Hecking dargestellt hat, für uns keinen Sinn mehr gehabt. Deswegen haben wir ihn ziehen lassen, weil wir glauben, daß unser Ziel, der Klassenerhalt, zumindest in Frage gestellt worden wäre. Wir brauchen Leute, die mit hundertprozentigem Engagement bei der Sache sind.“ Die FR fragt, ob es ein Tabu sei, um den Trainer eines anderen Vereins zu werben, und Schmadtke antwortet ernüchtert und mit Kritik an der Vereinsspitze Hannovers: „Tabus im Fußball? Gibt’s die? Das wage ich mittlerweile ernsthaft zu bezweifeln. Da muß jeder seine eigenen Kriterien ansetzen, wie weit er geht oder nicht geht. Was mich doch ein wenig überrascht, ist, daß Hannover sagt, sie hätten den richtigen Weg eingeschlagen. Einen Trainer, der in Amt und Würden ist, am dritten Spieltag anzurufen, nach seiner Bereitschaft zu fragen und dann erst den Verein zu informieren, halte ich zumindest nicht für den richtigen Weg.“
Außerdem ist an verschiedenen Stellen von „starken internen Spannungen“ (SZ) in Aachen zu lesen. Bernd Müllender (FTD) berichtet: „Bei der Alemannia ist einiges im Argen. Vorstand Marcel Creutz schmiß vor zwei Wochen begründungslos die Brocken hin. Schmadtke muß Wechselambitionen dementieren, ist im Klub mit einigen über Kreuz und will sich ausdrücklich nicht auf den Geschäftsführerposten der neuen Alemannia GmbH bewerben. Falls er auch nach Hannover geht, hätte er praktischerweise schon mit sich selbst verhandelt. Für Alemannia wäre es der Super-GAU.“ Biermann sieht das genauso: „Sollte Schmadtke gehen, würde das Aachener Beben noch eine ganz andere Stärke bekommen.“
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