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Von Korruptionsvorwürfen so treu begleitet wie der Jupiter von seinen Monden

Oliver Fritsch | Mittwoch, 13. September 2006 Kommentare deaktiviert für Von Korruptionsvorwürfen so treu begleitet wie der Jupiter von seinen Monden

WM-Tickets: Die Daily Mail und eine Studie von Ernst & Young erneuern und erhärten den Bereicherungsverdacht gegen den Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner; die Süddeutsche Zeitung und die Berliner Zeitung hauen in die gleiche Kerbe

Ein Thema für Thomas Kistner (SZ) und Jens Weinreich (BLZ), Deutschlands führende Fifa-Kritiker: Ein geheimer Bericht der Prüfungsgesellschaft Ernst & Young legt erneut den Verdacht nahe, daß sich Fifa-Vizepräsident Jack Warner, auch unter Hilfe seines Sohns, durch den Verkauf von WM-Tickets über den „Sekundärmarkt“ und durch fragwürdige Kupplungsgeschäfte bereichert habe. Das hat Andrew Jennings, einer der besten Spürhunde des internationalen Sportjournalismus‘, jüngst für die Daily Mail herausgefunden. Ein Teil des Berichts hat der Fifa offensichtlich bereits im April vorgelegen, unternommen hat sie in dieser Hinsicht nichts. Dabei war ein starker Verdachtsmoment gegen Warner bereits Ende 2005 bekannt; in einer Sitzung im Februar 2006 hat es die Fifa jedoch bei einer Rüge belassen, stattdessen die ach so bösen Medien für die schlechten Schlagzeilen verantwortlich gemacht.

Kistner schreibt: „Warner, allmächtiger Vizepräsident und von Korruptionsvorwürfen so getreulich begleitet wie der Jupiter von seinen Monden, hat immerzu gegen die WM-Ticketregeln verstoßen und Geschäfte mit tausenden Billets eingefädelt, die auf dem Schwarzmarkt Millionen erbrachten.“ Weinreich, den Urs Linsi, Generalsekretär der Fifa, gerne als „persona non grata“ etikettieren würde, begutachtet die Analyse von Ernst & Young: „Akribisch sind in diesen Papieren die Fakten dargelegt und mit Dokumenten belegt.“

Eine besondere Note erhält die Sache durch die Vorliebe des Fifa-Präsidenten Joseph Blatter, Moral- und Anständigkeitspredigten auf seine Maßanzüge zu sabbern. So mußte Ismail Bhamjee, ein Fußballfunktionär aus Botswana, sich die empörte Schelte Blatters anhören, weil er zwölf WM-Tickets auf dem Schwarzmarkt verhökert hat – Profit: gut 2.000 Euro, ein Bruchteil dessen, was Warner ins Trockene gebracht zu haben scheint. Seinen Posten im Fifa-Exekutivkomitee ist Bhamjee seitdem los. Was hat Warner zu befürchten, Thomas Kistner? „Daß Jack the Ripper wie üblich keine Sanktion zu befürchten hat, läßt sich schon ohne neue Ethikregeln sagen.“ Auf den loyalen Wahlhelfer Warner, der mindestens die 35 Stimmen seiner Föderation Concacaf steuert, werde Blatter nicht verzichten können, prophezeien die Autoren.

Bericht auf playthegame: Fifa vice president breached Fifa code to sell 4.500 World Cup tickets

Der Prüfungsbericht (pdf) von Ernst & Young

Das Protokoll (pdf) der Fifa-Sitzung vom Februar 2006. Daraus geht erstens hervor, daß es Jack Warner gelungen ist, das Komitee davon zu überzeugen, ihn in der Öffentlichkeit als Opfer einer politischen Intrige und einer Kampagne der Medien zu verkaufen.

Die Website von Andrew Jennings

Ein Video von BBC: Andrew Jennings auf den Spuren der Fifa

Eine Buchempfehlung (Rezension folgt): Ein Sammelband über Korruption im Sport, herausgegeben von Jens Weinreich

BLZ: Fußball-Nationaltrainer und Blatter debattieren in Berlin

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