Bundesliga
Fortsetzung: Die Großen Drei haben noch keinen Plan für die neue Saison
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| Montag, 18. September 2006Der Club ist kein Depp mehr
Volker Kreisl (SZ) empfiehlt den Clubberern, sich von der Tabelle nicht verrückt und gribblgrumm machen zu lassen: „Der Club, so scheint es, ist kein Depp mehr. Das Image vom Deppen hatte sich dieser Verein über Jahre hinweg hart erarbeitet mit Eigentoren, Skandalen und perfekt organisierten Saisonabschlußfesten, die keiner feiern wollte, weil man kurz zuvor abgestiegen war. Entscheidende Gegentore hatte der 1. FC Nürnberg meist zwischen der 88. und 93. Minute kassiert, weshalb früher jeder Nürnberger tief durchgeatmet hätte, wenn der Schiedsrichter beim Stande von 1:1 gegen den VfL Bochum in der 90. Minute pünktlich und ohne Nachspielzeit abgepfiffen hätte. Ein Punkt gegen den Tabellenletzten muß man erst mal holen! Heute ist das anders, heute pfeift Schiedsrichter Manuel Gräfe nach 90 Minuten und 0 Sekunden ab, das ganze Stadion protestiert, und Nürnbergs Betreuer schütteln heftig den Kopf. In zwei Minuten hätte man den Sieg locker noch geschafft!“ Einer optimistischen Prognose stehe nicht viel im Weg: „Entscheidend wird sein, ob sie das Selbstbewußtsein dieses Sommers in den Spätherbst mitnehmen kann, wenn die Nürnberger gegen schwere Gegner antreten müssen. Eigentlich kann das nicht so schwer sein. Die Abwehr ist jung, aber wißbegierig, das Mittelfeld ist solide, der Sturm fast sogar überbesetzt. Und wenn der Anhang noch aufhört, die Tabellenführung zum Maßstab zu nehmen, dann bleibt es vielleicht für immer dabei: Der Club ist kein Depp mehr.“
Steinzeitfußball
Cottbus besiegt Mainz 2:0, die Fußballästheten verlieren den Glauben. Markus Völker (taz) reibt sich den Schlaf aus den Augen: „Das Spiel gehörte zu den schlechtesten der Bundesligageschichte. Jedem Fußballästheten drehte es den Magen um. Für die Zuschauer war das Treiben kaum spannender als den Spreewälder Gurken beim Wachsen zuzusehen.“ Javier Cáceres (SZ) vermißt Poesie: „Wie gegen den Hamburger SV waren die Cottbuser wiederum mit Kelle, Spaten und Spitzhacke auf den Platz gegangen, hatten auf Ballbesitz weitgehend verzichtet und stattdessen die Partie auf dem Amboß weich geprügelt, immer dem Ethos der Arbeit huldigend.“ Matthias Wolf (BLZ) kann die Marschrute des Trainers verstehen; lieben kann er sie nicht: „Das war eine Spielform, wie sie die Bundesliga vielleicht in dieser ausgeprägten Destruktivität noch nicht erlebt hat. Auch nicht in der Kampfbahn mit dem euphemistischen Namen Stadion der Freundschaft. Im Grunde müßte sich Petrik Sander nicht rechtfertigen, er macht das Beste aus den schlechtesten Rahmenbedingungen aller Erstligisten. Aber Steinzeitfußball mit so wenig Verwöhnaroma ist nicht jedermanns Sache, was ein Grund dafür sein könnte, daß nur 13.000 Fans zuschauen wollten.“
Der Fan ist eine Macht in Aachen
Peter Heß (FAZ) kommentiert das Zustandekommen des 4:2-Erfolgs Aachens gegen Mönchengladbach: „Michael Frontzeck tat gut daran, seinen Anteil am hymnisch gefeierten Triumph herunterzuspielen. Zum einen, weil er gerade mal vier Tage mit der Mannschaft arbeiten konnte, bevor es um Punkte ging. In dieser Frist gelingt es nicht mal dem besten Trainer der Welt, den Spielern seine Stempel aufzudrücken. Zum anderen war es eine jener Fußballbegegnungen, in denen die Macht des Zufalls viel stärker wirkte als das taktische oder psychologische Geschick des Chefbetreuers. (…) Ob die Klasse des Teams ausreicht, wenn Schiedsrichter und Gegner nicht freundlich Pate stehen? Auf den Heimvorteil kann die Alemannia auf jeden Fall setzen – selbst wenn sich die Gegner von der Kulisse nicht so einschüchtern lassen sollten wie die Gladbacher. Die 20.800 Fans sitzen und stehen so eng am Spielfeld, daß es kein Aachener Profi wagen wird, mit halber Kraft zu spielen. Wer möchte sich schon nachsagen lassen, daß der Zuschauer mehr Leidenschaft entwickelt als er? Der Fan ist eine Macht in Aachen.“
taz: Michael Frontzeck kennt keine Gnade: Bei seinem Trainerdebüt schickt er seinen Ex-Club mit einer bitteren Niederlage nach Hause
„Wir haben Brdaric und ihr nicht!“ Diesen Sprechchor, den Hannover-Fans nach dem 2:1 den Wolfsburg-Fans ins Gesicht klatschten, hätte Peter Unfried (taz) in seinem Leben nicht erwartet: „Wer hätte gedacht, daß der Tag kommen würde, an dem man jemanden damit neidisch machen kann?“
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