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Bundesliga

Fußball ist Nürnberg

Oliver Fritsch | Dienstag, 26. September 2006 Kommentare deaktiviert für Fußball ist Nürnberg

Die Sonntagsspiele in Cottbus und Bochum

Wiederauferstehung

Die Halbzeitpause und die Halbzeitandacht ihres Trainers Koller, die sehr bedächtig und dafür umso überzeugender gewesen sein soll, haben eine Bochumer „Metamorphose“ (FAZ) verursacht: In der zweiten Halbzeit haben sie ihre Krücken weggeworfen, und Flügel sind ihnen gewachsen; bei den Bielefeldern muß es wohl umgekehrt gewesen sein. Christoph Biermann (SZ) bezeugt dieses Wunder: „Das Moment der Wiederauferstehung könnte den Sieg besonders wertvoll machen; sollte der Rekordwiederaufsteiger am Ende die Klasse halten, wird diese Partie zweifellos als Schlüsselerlebnis gelten.“ Auch für die Verlierer könne dieses Ereignis zu einer Wegmarke werden: „Bochums Sieg beruhte auf Bielefelder Gnade“, schreibt Biermann, „sie ließen den Gastgebern ungewollte Aufbauhilfe Ostwestfalen zukommen. Und wenn es ganz schlecht laufen sollte, könnte man sich bei der Arminia an das Spiel in Bochum einmal als eines von besonderer Bedeutung erinnern.“ Richard Leipold (FAZ) führt den Mißerfolg auf Hochnäsigkeit zurück: „Die Ostwestfalen verloren ein Spiel, das sie in Gedanken schon gewonnen hatten. Eine Woche nach dem Coup gegen Bayern München sind sie nun wieder das, was der VfL trotz des Sieges geblieben ist: ein Abstiegskandidat. Anders als die Bochumer scheinen sie sich aber noch nicht so zu fühlen. Wer die Arminen in der zweiten Halbzeit hat kicken sehen, mußte sich fragen, ob sie sich selbst überschätzt oder ob sie den Gegner unterschätzt haben. Vermutlich kam beides zusammen.“

Kunstvolle Fertigkeit hat auch im Berufsfußball Platz

Javier Cáceres (SZ) wirft den Nürnbergern beim 1:1 in Cottbus tausend Kußhände zu: „Wenn Fußball Organisation ist und Talent, die Paarung von Individualität und Zusammenspiel, von Intuition und Exekution vorexerzierter Spielfiguren, die Vermengung kleiner Details und großer Gesten, ein so nahtloses Ineinandergreifen von Mannschaftsteilen, daß sie miteinander so verschlungen zu sein scheinen wie Beine von Tangotänzern – wenn all dies also Fußball ist: Dann ist Fußball Nürnberg. Rund 70 Minuten lieferten die Nürnberger ein Plädoyer, daß kunstvolle Fertigkeit auch im Berufsfußball Platz hat.“ Matthias Wolf (BLZ) registriert die Cottbuser Scham über den hohen Lohn: „Es war nur ein kurzer Rausch des Glücks, die Erleichterung, noch ein 1:1 geschafft zu haben – dann hielt die Selbstkritik Einzug in Cottbus. Zum ersten Mal schien es den Lausitzern selbst ein wenig peinlich zu sein, wie sie den Punkt erkämpft hatten.“

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