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Höchstens Stillstand

Oliver Fritsch | Sonntag, 1. Oktober 2006 Kommentare deaktiviert für Höchstens Stillstand

Die Presse reagiert mit Häme und Groll auf das Ausscheiden Berlins und Schalkes; gerade im Vergleich mit Klinsmanns Elf sieht der deutsche Vereinsfußball auf internationaler Bühne alt aus

Michael Horeni (FAZ) zählt nach der Europacup-Woche den deutschen Vereinsfußball aus, hält sich die Ohren zu, wenn er die fabelhaften Ausflüchte der Verantwortlichen hört und kommentiert sarkastisch die (geäußerte) Hoffnung der Schalker und Berliner auf die deutschen Konkurrenzen: „Mehr als Stillstand (beim FC Bayern München und Werder Bremen wenigstens auf ansehnlichem europäischen Niveau) ist seit Jahren im deutschen Klubfußball nicht auszumachen. Die Klagen über die Defizite der nationalen Vereinseliten nach den ersten europäischen Duellen wiederholen sich mittlerweile wie Neujahrsansprachen vom Band. Aber zum Glück, wie die Schalker und Berliner meinen, gibt es ja noch zwei Wettbewerbe in diesem Jahr, bei denen sie groß rauskommen können: den DFB-Pokal und die Bundesliga. An dieser Hoffnung der schwer Geschlagenen könnte sogar etwas dran sein – in diesen Konkurrenzen sind deutsche Mannschaften schließlich unter sich.“ Gegen den Strich gebürstet heißen die Zeilen: Hättet Ihr Euch mal ein Vorbild an Klinsmann genommen! Sie auch, Herr Sammer!, gibt Horeni hämisch zu verstehen: „Im Uefa-Pokal gibt es alle Jahre wieder schöne Belege für die von DFB-Sportdirektor Sammer während der Weltmeisterschaft geäußerte These, daß die Erfolge der Nationalmannschaft auf der erfolgreichen Arbeit der Vereine aufbauten.“

Jürgen Schmieder (sueddeutsche.de) läßt die Ausrede Geld nicht gelten: „Wenn Deutschland weiter an Boden verliert, wird es wieder groß sein, das Geschrei. Wie ungerecht es ist, weil Vereine in anderen Ländern doch viel mehr Geld hätten und deshalb die besseren Einzelspieler kaufen können. Daß es doch klar sei, daß die Bundesliga da nicht mithalten könne. Denen sei nur gesagt: Laut transfermarkt.de hat die Mannschaft des AS Nancy einen Marktwert von 34,65 Millionen Euro, das Team von Odense BK gerade einmal 5,975 Millionen. Schalkes Kader ist 87,65 Millionen Euro wert, der von Hertha 56,525. Man muß kein Mathematiker sein, um den Unterschied zu erkennen.“

Gefühlte Größe

Christoph Biermann (SZ) führt die Schwäche auf Hochmut zurück: „Offenkundig ist vor allem der Mangel an Konzentrationsfähigkeit, gegen namenlose Gegner oder in halbleeren Stadien. Der Fußballboom in Deutschland und die Begeisterung, die es um das Spiel und seine Protagonisten gibt, hat hierzulande jedoch viele Profis produziert und einige Mannschaften, bei denen die von ihnen selbst gefühlte Größe die wirkliche bei weitem übersteigt.“

Lichtblick

Thomas Kilchenstein (FR): „Einziger Lichtblick war Eintracht Frankfurt. Der Auftritt der jungen Frankfurter, die sich erfrischend offensiv und unbekümmert ihrer Aufgabe entledigten, könnte Mut machen. Es braucht nicht immer millionenschwere Transfers, um Erfolg zu haben. Die richtige Mischung, eine plausible Philosophie und eine verschworene Gemeinschaft können Berge versetzen.“

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