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Bundesliga

Pfandhaus des Westens

Oliver Fritsch | Mittwoch, 4. Oktober 2006 Kommentare deaktiviert für Pfandhaus des Westens

Zwei Zeitungstexte befassen sich sehr kritisch mit der Schalker Wirtschaft und dem Schalker Innenleben

Stefan Osterhaus (NZZ) notiert noch einmal die fragwürdigen Schalker Finanzierungsmethoden: „Allmählich wird Schalke zum Pfandhaus des Westens. Die Zuschauereinnahmen sind beliehen worden; um der Liquiditätsfalle zu entgehen, griffen Klubchef Tönnies, Aufsichtsrat Beul und Ex-Manager Assauer in den privaten Geldbeutel und zogen 8 Millionen Euro hervor. Das Kader, eines der teuersten der Liga, sollte nicht in dieselbe Situation gebracht werden wie einst die armen Millionäre von Lazio Rom, die dem Lohn hinterherlaufen mußten. Die drei Exponenten verlangten keine Sicherheiten – wie Insider vermuten, hätte es auch gar keine gegeben. Erst neulich sickerte durch, daß das Trio vorläufig kein Geld zurückerhalten werde. Stattdessen sollen Stadion-Anteile überschrieben werden. Und noch immer währen die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um die wundersame Wertvermehrung eines Grundstücks, das Schalke für 1 Euro von der Stadt erworben hatte, das später aber mit einem Wert von 15,6 Millionen Euro bilanziert worden ist. Gerne hätte man von Schnusenberg selbst erfahren, wie es um die Situation des Klubs bestellt ist. Doch der Finanzchef meidet die Presse, weil hämisch berichtet worden sei. So bleibt die Feststellung, daß wirtschaftlich ziemlich alles auf Sand gebaut ist.“ In der Kritik stehen nach wie vor Trainer und Teammanager; Osterhaus schreibt: „Auch im sportlichen Sektor glänzen weder Slomka noch Müller durch Autorität. Müller steht zudem im Ruf, Kontakte zur Spielerberatungsagentur Rogon zu unterhalten.“

Philipp Selldorf (SZ) stellt eine Entfremdung fest zwischen Fans auf der einen Seite und Mannschaft und Führung auf der anderen: „Zu denken muß es den Schalkern geben, daß sich das Publikum nicht mehr mit den einfachsten Reflexen begnügt. Die Fans riefen nicht ‚Slomka raus‘, sondern stellten gleich das große Ganze in Frage. Der Mannschaft verweigerten sie in Leverkusen sogar den Gnadenakt. Als sich nach der Partie die Spieler demütig vor der Fan-Kurve sammelten, begegnete ihnen bloß wilde Ablehnung. Versprochen worden war den Fans, daß die Mannschaft mit einer neuen Spielstrategie um den Titel mitspielen werde, daß das Ziel im Uefa-Cup ‚mindestens das Finale‘ sei, und nach den ‚Eurofightern‘ und ‚Meistern der Herzen‘ nun die nächste sagenhafte Schalke-Generation herangezogen werde. Stattdessen ist nach der selbstzerstörerischen Affäre um Gerald Asamoahs Kabinenrebellion und dem Uefa-Cup-Aus eine grundsätzliche Vertrauenskrise zwischen Publikum und Akteuren eingetreten, und weder Trainer noch Manager finden Argumente, sie zu überwinden.“

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