Ball und Buchstabe
Die Rückkehr des häßlichen Deutschen
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| Freitag, 6. Oktober 2006Angst vor deutschen Hooligans in Bratislava – Mißbrauchen ungarische Hooligans den Protest gegen ihren Ministerpräsidenten?
Wolfgang Hettfleisch (FR) nimmt betroffen Notiz von dem Gerücht, deutsche Hooligans hätten sich Zutritt verschaffen ins Stadion von Bratislava, wo am nächsten Mittwoch das EM-Qualifikationsspiel stattfinden wird: „Man hatte derlei ja als staunender Zeuge des schwarz-rot-goldenen WM-Rauschs fast vergessen. Zumal Sönke Wortmanns Film uns die erstaunliche Selbstdiagnose noch einmal vor Augen führt: Nix teutonischer Furor, alles total prima! Und nun? Schon auf sportlicher Ebene war zuletzt viel von Alltag die Rede. Von den Mühen der Ebene, über die sich Joachim Löw, der Erbe des wundertätigen Brüll-Motivators Jürgen Klinsmann, und sein Team auf dem Weg zu den noch fernen Gipfeln der Alpen-EM schleppen müssen. Die ohnedies beschwerliche Rückkehr in die fußballerische Normalität könnte nun von der denkbar unappetitlichsten Begleiterscheinung beschleunigt werden: der Rückkehr des häßlichen Deutschen. Das deutsche Fußballmärchen währt nur im Kino ewig.“
Tsp: Berliner Fußball-Verband und DFB wollen nach antisemitischen Pöbeleien gegen Hetze vorgehen
FR: Rassismus in Stadien – Haß in den Köpfen
tagesschau.de: Ein (leider wieder aktueller) Beitrag des ARD-Politmagazins Panorama (April 2006) über die Schmähungen und die Gewalt gegen Ade Ogungbure (Video)
Der Weltöffentlichkeit ihre gut trainierten Muskeln und ihre kahlen Schädel zeigen
Dem Feuilleton der NZZ entnehmen wir heute, daß die Empörung der Ungarn über die „Skandal-Rede“ ihres Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány nicht so groß sei wie es zunächst schien; besonders Intellektuelle sympathisierten mit ihm. Und die Revolutionäre seien in erster Linie Fußballrabauken, die eine Bühne gefunden haben: „Viele von ihnen sind einschlägig bekannte Hooligans des beliebtesten ungarischen Fußballklubs Ferencváros, der gerade in die zweite Liga strafversetzt worden ist. Frisch frustriert, fehlte ihnen schmerzhaft die Bühne, die Politik hat sie ihnen jetzt großzügig geschenkt. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit konnten sie zeigen, was sonst im engen Bannkreis der Fußballplätze dem Blick der großen Öffentlichkeit verborgen bleibt: ihre gut trainierten Muskeln und ihre kahlen Schädel. Woche für Woche provozieren sie, besonders gern mit übelstem Antisemitismus, jetzt durften sie sich in den Wogen der diffusen und weitverbreiteten Wut auf die linksliberale Regierung suhlen wie in einem Meer massenhafter Zustimmung, und prompt gelang, was ihnen beim Fußball so gut wie nie glückt, sie durchbrachen die Phalanx der Polizisten und durften für Stunden den Palast des ungarischen Fernsehens nach Belieben verwüsten. Auch in der Bilanz der Verletzten gingen sie ausnahmsweise als Sieger hervor.“
taz: Mit Fußball lesen lernen – in den großen Stadien, über Vereine und Fanprojekte soll über Analphabetismus in Deutschland aufgeklärt werden