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Leserbrief: Unterstützer eines äußerst zweifelhaften Konzerns
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| Dienstag, 17. Oktober 2006Eine Leserzuschrift von Moritz Meyer aus Mainz zur Berichterstattung über den Gasprom-Deal von Schalke 04: „Mir ist etwas aufgefallen: In den Artikeln geht es meist um zwei Dinge: Entweder rühmt man Schalkes Cleverness, daß sich der Verein mit den russischen Millionen nun endlich schuldenfrei machen könne, oder man fürchtet sich davor, daß über Schalke nun ‚der Russe‘ in den deutschen Fußball einfällt. Dabei vermisse ich jedoch einen Aspekt, der bisher nur am Rande bis gar nicht thematisiert wird, nämlich daß Schalke nun zum Unterstützer eines äußerst zweifelhaften Konzerns wird. Der größte Energiekonzern der Welt hängt unzweifelhaft am Gängelband des Kremls, einer autoritären Regierung, die das eigene Volk desinformiert und Nachbarstaaten (Ukraine, Georgien, Tschetschenien) drangsaliert und terrorisiert. Gasprom ist dabei eines der wichtigsten Machtinstrumente, beherrscht man damit nicht nur den lebenswichtigen Energieexport an Nachbarländer, sondern auch die landesweiten Medien. Gasprom ist nebenbei nämlich auch der größte russische Medienkonzern. Viele Fernsehsender und Tageszeitungen gehören dazu und sichern Putin, dessen Regierung die Mehrheit an Gasprom hält, die Kontrolle über die öffentliche Meinung. Kritische Medien werden entweder geschlossen oder von Gasprom gekauft. Die Gleichschaltung der russischen Medien wird über Gasprom abgewickelt.
Schalke bietet diesem äußerst zweifelhaften Unternehmen nun die Chance, sich über den Fußball in ein positives Licht zu rücken. Gasprom selbst hat zugegeben, den Deal aus Image-Gründen eingefädelt zu haben. Bewußt setzt man auf die Identifikation mit der Bergarbeiterkultur des Ruhrgebiets. Die deutsche Öffentlichkeit soll damit von den eigentlichen Machenschaften des Konzerns abgelenkt werden, der sich nun als Retter eines maroden deutschen Traditionsklubs inszenieren will. Die Schalker Funktionäre spielen dieses Spiel nur zu gerne mit, wird ihr Blick doch von den Eurozeichen in den Augen getrübt. Anstatt sich nur um den Einfluß der russischen Millionen auf den deutschen Fußball zu sorgen, sollten sich die Kommentatoren vielleicht mal überlegen, was es für ein Schlaglicht auf den deutschen Fußball und die Berichterstattung wirft, wenn man einem Unternehmen wie Gasprom auch noch eine Bühne für sein schäbiges Spiel bieten, ohne hinter die Kulissen schauen zu wollen. Wahrscheinlich gilt die alte Maxime: Fußball und Politik gehören nicht zusammen.“
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