Ball und Buchstabe
Tatkraft und Entschlossenheit geheuchelt
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| Mittwoch, 25. Oktober 2006Lizas Welt, ein Blog für Politik und Fußball, kritisiert das Urteil im Altglienicke-Prozeß: „Das Urteil des Berliner Sportgerichts macht deutlich, daß die ganzen Kampagnen des DFB und seiner Regional- und Landesverbände gegen die vor allem im Amateurfußball immer zahlreicher und schlimmer werdenden Ausschreitungen von Neonazis nicht mehr sind als hilf- und wirkungslose Appelle, die niemandem wehtun und deren Ernsthaftigkeit daher in Frage gestellt werden muß. An einer Einzelperson wie einem Schiedsrichter ein Exempel zu statuieren, ist nicht schwer und heuchelt Tatkraft und Entschlossenheit, wo es zuvörderst darum geht, sich selbst aus der Schußlinie zu bringen. Denn wenn ein Verein, dessen Zuschauer so lange antisemitische Parolen dreschen dürfen, bis die gegnerische Mannschaft vom Platz geht, dessen Spieler und Verantwortliche sich ausdauernd taub stellen und noch nicht einmal hinterher ein Wort des Bedauerns finden, von nachhaltigen und einschneidenden Maßnahmen verschont bleibt, wird das wohl kaum dazu führen, daß sich Szenen wie in Altglienicke künftig nicht wiederholen. Sprüche wie ‚Synagogen müssen brennen‘, ‚Dies ist kein Judenstaat, dies ist keine deutsche Judenrepublik‘ oder ‚Vergast die Juden!‘ erscheinen 61 Jahre nach Auschwitz als reines Kavaliersdelikt. Kaum zu glauben.“
Jungle World: Bericht über die Verhandlung des Sportgerichts