Ball und Buchstabe
Phänomen der Öffentlichkeit
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| Sonntag, 29. Oktober 2006Ronny Blaschke (BLZ) wehrt sich dagegen, die Fortschritte ostdeutscher Vereine in jüngster Zeit unter gesellschaftspolitischer Perspektive zu betrachten: „Die Schlagzeile ‚Abschwung Ost‘, die immer wieder zu lesen war, ist so übertrieben, wie es ‚Aufschwung Ost‘ jetzt wäre. Daß die Wirtschaft im Neufünfland weniger Geld für Fußball übrig hat, ist seit sechzehn Jahren bekannt. Dennoch ist der ostdeutsche Fußball wie er war – und bleiben wird. Klubs wie Energie Cottbus, Hansa Rostock oder Dynamo Dresden leiden ebenso unter sportlichen Schwankungen wie der VfL Bochum oder der Karlsruher SC. Das hat nichts mit dem Ost-West-Konflikt zu tun. Es muß nicht immer an einem ganzen System gerüttelt werden, wenn ein Ostklub fünf Spiele hintereinander verliert. Um die Vereine aus der ehemaligen DDR wieder in höhere Sphären zu bringen, sind keine Sozialfonds und politischen Appelle nötig. Sonst hätten sie in Schleswig-Holstein und im Saarland längst schreien müssen. Dort hat sich seit Ewigkeiten kein Klub in Liga eins blicken lassen. Die Debatte um Aufstieg und Fall des Ostfußballs ist nicht mehr als ein Phänomen der Öffentlichkeit. Der lästige Rucksack der DDR-Vergangenheit wird noch lange drücken.“
Ohne Rückgrat
Martin Endemann und Christoph Ruf bemäkeln in der aktuellen Ausgabe von Rund, daß Energie Cottbus seinen Fan-Beauftragten M. im Sommer wegen einer Kampagne des „Inferno Cottbus“, der rechtsextremen Klientel des Fan-Lagers, entlassen habe. „Inferno Cottbus“ habe den Anti-Rassismus-Kämpfer M. auf Flugblättern als „Drogendealer“ denunziert und damit auf eine Lappalie aus M.s Privatleben angespielt, die zehn Jahre zurückliege; zwar sei das Flugblatt anonym verteilt worden, doch die Frakturschrift und der Stil und die Wortwahl, „die der NS-Hetzschrift ‚Stürmer‘ nachempfunden sind“, ließen klar auf den Urheber schließen. Der Führung von Energie Cottbus wirft Rund nun mangelndes Rückgrat vor, weist aber darauf hin, daß der Verein in der Vergangenheit vorbildlich gegen Rechtsextreme vorgegangen sei und sich vom „Inferno“ distanziert habe. „Umso unverständlicher“, kritisieren Endemann und Ruf, „daß der Verein nun Wasser auf die Mühlen der rechtsextremen Fans leitet und dadurch seine eigene, an sich vorbildliche Antirassismusarbeit konterkariert.“