Champions League
Gehemmte Bayern und unerbittliche Bremer
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| Donnerstag, 2. November 2006Bayern München zieht durch ein 0:0 gegen Sporting Lissabon ins Achtelfinale ein, doch die Presse bemängelt den Stil / Die Nüchternheit der Bremer beim 3:0 in Sofia empfinden die Journalisten hingegen als Abwechslung
Klaus Hoeltzenbein (SZ) fehlen die dem Genre angemessenen Worte, um das 0:0 zwischen Bayern und Lissabon zu beschreiben: „Hätte sich dieses Fußballspiel ins Feuilleton verlaufen, wäre vermutlich von einer Kakophonie berichtet worden – von einem Werk, bei dem sich fast alle beflissen mühen, aber trotzdem kein Zusammenhang zu erkennen ist.“ Über die Gründe der bayerischen Spielhemmung heißt es: „Der Binnendruck im Bayern-Kader scheint zu niedrig zu sein: Gegen Sporting bekam die zweite, dritte Reihe ihre Chance, doch weder Lell noch Salihamidzic, weder die eingewechselten Dos Santos oder Karimi setzten Signale, daß sie jene herausfordern werden, die unpäßlich waren. Oder die, wie Pizarro oder Santa Cruz, für alle Hobbyfußballer einen tiefen Trost darstellten, denen jetzt, in des Herbstes Nässe, die Bälle vom Fuß springen.“
Auch Elisabeth Schlammerl (FAZ) klopft der zweiten Reihe der Bayern auf die Brust – und hält sie für zu schwach: „Der Blick auf die Reservebank offenbarte eine ganz ungewohnte Schwierigkeit der Münchner. Dort saßen neben Karimi und dos Santos zu Beginn nur Spieler mit viel Regionalliga-, aber fast ohne Bundesligaerfahrung. In den vergangenen Jahren aber war der FC Bayern oft genug deshalb der Konkurrenz einen Schritt voraus, weil Ausfälle aufgrund eines sehr ausgeglichenen Kaders besser kompensiert werden konnten. Noch eine Qualität, die den Bayern derzeit fehlt.“
Viel Durchschnitt
Heinz-Wilhelm Bertram (BLZ) diagnostiziert bei den Bayern, auch im Vergleich mit dem nationalen Konkurrenten, Stillstand: „Die Normalität dieser Mannschaft ist nicht die gute erste Halbzeit, die sie gegen Hertha BSC zeigte. Sondern es sind die vielen durchschnittlichen, wenn nicht schwachen Halbzeiten gegen nahezu jeden Gegner. Während diese Bayern gegenüber der maroden Mannschaft von vor drei Jahren, damals unter Ottmar Hitzfeld, kaum vorangekommen sind, ist Werder Bremen auf dem besten Weg, sich als der Primus des deutschen Fußballs festzusetzen.“
Zielorientierter Zweckfußball
Achim Lierchert (FAZ) unterstreicht die Nüchternheit des Bremer Erfolgs in Sofia (3:0): „Neben der erfreulichen Aussicht, womöglich auch nach der Winterpause zum erlauchten Kreis der europäischen Fußball-Elite zu gehören, sorgte eine weitere Erkenntnis für Zufriedenheit im Bremer Lager: Es muß auf dem Platz nicht immer ein beschwingter Walzer sein. In Sofia war es mehr der disziplinierte Marsch, der den Erfolg brachte. Zielorientierter Zweckfußball, dem auch die Bulgaren nicht im Wege stehen wollten.“ Christof Kneer (SZ) achtet die Unerbittlichkeit der Bremer: „Werder hat dieses Spiel gewonnen, weil die Mannschaft inzwischen über eine bemerkenswerte Eigenschaft verfügt: Sie nimmt Fehler dankend an – und reitet auf den Fehlern so lange herum, bis der Gegner sich ergibt.“
FAZ: Hamburgs Champions-League-Zwischenbilanz (vor dem 1:3 gegen Porto)