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Bundesliga

Schalke braucht einen starken Trainer, Slomka ist es nicht

Oliver Fritsch | Dienstag, 7. November 2006 Kommentare deaktiviert für Schalke braucht einen starken Trainer, Slomka ist es nicht

Schalke spielt 2:2 gegen Bayern, doch die Umstände des Spiels machen das Remis zu einer gefühlten Niederlage / Harte Kritik in der Presse an Mirko Slomka, weil er den Torhüter gewechselt hat

Daß Mirko Slomka seinen gestandenen Torhüter im Spiel gegen Bayern München ausgewechselt hat, werten einige Journalisten als weiteren Sargnagel. Auf welt.de liest man Befremden über Slomkas Entscheidung: „Einem Trainer, der in der Diskussion steht und trotzdem seinen einflußreichen Torhüter ins Abseits stellt, ist nicht zu helfen. Offenbar hat Slomka nichts aus dem Fall Asamoah gelernt, den er suspendierte und in einer peinlichen Pressekonferenz begnadigen mußte. Jetzt legt er sich mit dem nächsten Publikumsliebling an und verdirbt es sich nicht nur mit vielen Fans. Slomka will Autorität, aber er fördert mit solchen Aktionen die Grüppchenbildung in einem Kader mit zu vielen illoyalen Egoisten. Schalke braucht einen starken Trainer. Slomka ist es nicht.“

Unter dem Titel „Slomkas Torheit“ kritisiert Peter Heß (FAZ) den Schalker Trainer und bezweifelt dessen offizielle Version, Rosts Leistung habe den Ausschlag für seine Versetzung auf die Bank gegeben: „Slomka hat seine Glaubwürdigkeit selbst untergraben. Wollte er Rost ein Zeichen setzen mit der Degradierung, warum schützte er in der Öffentlichkeit eine andere Begründung vor? Zumal er nach den Erfahrungen aus dem Kabinenstreit zwischen Asamoah und Altintop wissen mußte, daß die Wahrheit doch nach außen dringen könnte. Und selbst wenn er wirklich aus sportlichen Erwägungen Rost auf die Ersatzbank schickte, dann muß er die Entscheidung besser mit Argumenten unterlegen.“ Denn über Slomkas Behauptung, Rost mache „keine gravierenden Fehler“, ihm sei halt „ein wenig das Glück abhanden gekommen“, kann Heß nur schmunzeln: „Deswegen nimmt kein Bundesligatrainer den erfahrenen Torwart aus dem Spiel, ausgerechnet gegen die Bayern, ausgerechnet, wenn die aufgebrachten Zuschauer aus Frust die Unterstützung versagen. Man kann im Fußball ungestraft vieles erzählen – aber nicht alles. Slomkas ohnehin enger Kreditrahmen auf Schalke ist ausgeschöpft.“

Wenn FC Schalke kein Fußballverein wäre, wäre er eine TV-Soap

Wenn Schalke spielt, redet, schweigt und streitet, fühlt sich Daniel Theweleit (BLZ) gut amüsiert: „Wenn es auch kein Sport ist, in der Disziplin der Aufregungsproduktion kann Schalke 04 sich langsam als Meister für die Ewigkeit betrachten. Torwart-, und Trainerdiskussion, ein Tor, ‚an das man sich noch in fünfzig Jahren erinnern wird‘, wie Manager Andreas Müller sagt, Schweigegelübde der Spieler, ein höchst ungewöhnlicher Konflikt zwischen Fans und Mannschaft und Maulwurfgerüchte – für die Erzeugung all dieser Baustellen brauchten die Schalker nur einen einzigen Sonntag. Das ist wahrhaft meisterlich.“ Ulrich Hartmann (SZ) fügt an: „Es ist den Schalkern nicht viel geblieben zum Hoffen und Träumen. Deshalb wird über Slomkas Entlassung heftig spekuliert. Ein Mißtrauensvotum aus Vorstand und Aufsichtsrat gibt es bislang allerdings nur in der geschwiegenen Version. (…) Wenn der FC Schalke 04 kein Fußballverein wäre, dann wäre er eine TV-Soap, denn so unterhaltsam ist sonst wenig im Fernsehen.“

Tsp: Weil Slomka seinen Torwart wechselte, hat er ein Problem mehr

Nur Hoeneß wagt die Attacke

Wenig Feind, wenig Ehr‘ – ein Indiz für den Statusverlust der Bayern, Philipp Selldorf (SZ)? „Die Stars des FC Bayern waren ausnahmsweise nur die Nebendarsteller. Nicht mal die üblichen Pfiffe hatte man ihnen gewidmet, es gab keine Bosheiten gegen Oliver Kahn und keine Gesänge über Lederhosen; vor dem Schalker Publikum, das schweigend seine Kontroverse mit dem eigenen Team austrug, blieben die Bayern-Profis nur Komparsen. Wie eine Degradierung muß ihnen das erschienen sein: Gewöhnlich haben es die Münchner in Gelsenkirchen mit der vereinten Abneigung von knapp 60.000 Menschen zu tun.“ Uli Hoeneß‘ Fanfarenstoß in Richtung Bremen („Zu Weihnachten mag Bremen vorne sein, aber der Nikolaus war noch nie ein Osterhase!“) sollten sich die Spieler zum Vorbild nehmen, meint Selldorf: „Die Bayern versäumen es, bei verängstigten Schalkern auf Sieg zu spielen – nur Hoeneß wagt die Attacke auf Werder. Im Gegensatz zu seinen genügsamen Fußballern war er in exzellenter Verfassung und klar auf Sieg eingestellt.“

Boris Herrmann (BLZ) deutet Hoeneß‘ Aussage als Nervosität: „Womöglich mischt sich in diesen Cocktail aus Neid und Frust auch noch die Befürchtung, kurz vor der Pensionierung den sicher geglaubten Spitzenplatz in den Geschichtsbüchern zu verlieren. Jahrzehntelang galt Uli Hoeneß zurecht als der Vorzeigemanager der Liga. Inzwischen steht Klaus Allofs in dem Ruf, seine Sache moderner, effizienter, und ja, irgendwie auch besser zu machen.“

BLZ: Auch mit einer Umstellung des Spielsystems kann Jupp Heynckes die Auswärtsschwäche von Borussia Mönchengladbach nicht beheben

Welt: Still und leise spielt sich der VfB nach vorn, er ist die Mannschaft der Stunde, wenn nicht gar der Zukunft; wenn es da nicht die Angst gäbe, daß die Talente weggekauft werden wie ihre Vorgänger

NZZ: Neue Jugendbewegung – Hertha und Stuttgart reüssieren mit Spielern aus dem Nachwuchs

FAZ: Frauenfußball bei Turbine Potsdam – Sitten wie im Herrenfußball

FR: In unteren Klassen geht der Respekt verloren – nach der Absage eines Spieltags spielen Siegerländer Kreisligisten am Sonntag unter verstärkter Beobachtung

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