Internationaler Fußball
Der hungrige Jäger
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| Dienstag, 7. November 2006Drei Pressestimmen zum zwanzigjährigen Dienstjubiläum Alex Fergusons in Manchester
Hanspeter Künzler (NZZ) bescheinigt Alex Ferguson, daß er im Jubiläumsjahr die Schwäche der letzten Jahre, in denen Manchester United von Chelsea distanziert wurde, überwinden könnte: „Bereits behaupten einige Experten, mit seiner neuen Mannschaft sei Alex Ferguson das vierte große Team seiner Manchester-Karriere gelungen. Für solches Lob scheint es noch etwas früh zu sein. Aber Fergusons Palmarès ist schon so beachtlich: Nach drei schwierigen Anfangsjahren, in denen die Hauptarbeit darin bestand, den Stars den Alkohol auszutreiben, gewann er im Mai 1990 die erste Trophäe – den FA-Cup. Es folgten sechzehn weitere Pokale. Seine nicht immer glückliche Hand bei Spielerkäufen machte Ferguson mit systematischer Nachwuchsförderung wett. Auf dem Negativkonto steht der peinliche Streit mit einem Hauptaktionär des Klubs um die Eigentumverhältnisse eines Rennpferdes. Der Zwist erst erlaubte dem amerikanischen Financier Malcolm Glazer die Übernahme des Klubs, deren langfristige finanzielle Folgen weiterhin unklar bleiben. Wie dem auch sei: Nach 1105 Spielen am Steuer von Manchester United kann Sir Alex der restlichen Saison so optimistisch entgegenblicken wie seit der Ankunft des Chelsea-Duos Abramowitsch/Mourinho nie mehr. Und neuerdings freuen sich die neutralen Fußballfans mit ihm. Denn Manchester United ist nicht mehr Englands unbeliebtestes Team …“
Raphael Honigstein (FR) beschreibt die Rollen und Rollenwechsel Fergusons: „Rechtzeitig zum 20-jährigen Jubiläum hat er wieder eine Mannschaft, die ernsthaft um Titel spielen kann. Obwohl er die Presse weiter abgrundtief haßt – er hat nie verziehen, daß 1986 eine Affäre mit der Mitarbeiterin eines Fish-and-chips-Ladens veröffentlicht wurde –, erfuhr er in den vergangenen Tagen viel Anerkennung. Man ist ihm dankbar, daß ManU den Neureichen aus Chelsea Paroli bieten kann. Und Ferguson fühlt sich wohl in der alten Rolle. Er ist wieder der Underdog, der Herausforderer, der hungrige Jäger. Noch hält der brüchige Friede zwischen ihm und Mourinho, dem zweiten Megalomanen auf der Insel. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Ferguson den Blauen den (Psycho)-Krieg erklärt. Er will weiter siegen. Er will weiter leben.“ Christian Eichler (FAZ) notiert Fergusons spröde Art, die Gratulationen zu empfangen: „Von allen Seiten wurde er zu diesem Anlaß mit Würdigungen überhäuft, wie sie sonst nur beim Eintritt in den Ruhestand zu hören sind. Ferguson will davon aber nichts wissen.“ Und seinen Verdienst: „Die manchmal berechenbare, stets aber mutige und oft unwiderstehliche Art, Fußball als Kunst der Attacke zu zelebrieren, ist Teil der Klub-Identität, die Ferguson geprägt hat.“
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