Deutsche Elf
Die Nationalmannschaft, Avantgarde im deutschen Fußball
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| Mittwoch, 15. November 2006Vor dem Spiel in Zypern: Die deutsche Presse weiß die Nationalmannschaft in besten Händen: in den Händen Joachim Löws / „Bastian Schweinsteiger wird zum prägenden Gesicht der Elf“ (FAS)
Stefan Hermanns (Tsp) meint, daß sich Joachim Löw und Jürgen Klinsmann zueinander verhalten wie Evolution und Revolution, wie Aufklärung und Sturm und Drang: „Ohne Löws akribische Basisarbeit wäre der Erfolg des Systems Klinsmann nicht denkbar gewesen. Genauso wenig aber ist der Bundestrainer Löw ohne Klinsmann und dessen Vorleistung denkbar. Als Gesamtverantwortlicher führt Löw nun die Arbeit seines Vorgängers weiter, aber er macht nicht einfach nur so weiter wie zuvor – schon deshalb nicht, weil die Voraussetzungen für ihn ganz andere sind. Während Klinsmann wohl von Anfang an nur bis zum zweiten Juliwochenende 2006 gedacht und dafür ein passendes Modell gefunden hat, will Löw die deutsche Nationalmannschaft dauerhaft wieder in der Spitze etablieren. Verstetigung ist sein Thema. Dazu hat er das System Klinsmann vom Kopf auf die Füße gestellt.“
Michael Horeni (FAZ) streicht heraus, wie zielgerichtet Löw die Arbeit am deutschen Fußball verrichtet und wie tief er ihn durchdringt: „Löw wirkt als Bundestrainer mittlerweile erstaunlich frei. Auch die Spieler merken das. Eigentlich ist er nach fünf Länderspielen noch ein Anfänger, aber es scheint, als würde er den Job schon jahrelang machen. Vier Monate nach dem Rücktritt von Jürgen Klinsmann läßt sich gar nicht mehr vorstellen, daß auch ein anderer Trainer die Nachfolge des Reformers hätte antreten können. Löw war schon immer das taktische Gehirn des Teams, jetzt ist er sein führender Kopf. Der Bundestrainer will einen Fußball spielen lassen, den es in Deutschland viel zu selten gibt: schnell, direkt, offensiv. Sein Ideal findet Löw bei Arsenal London, wo nur Torwart Jens Lehmann beim Abschlag hohe Bälle verziehen werden. Tempo, so auch die Überzeugung von Löw, kann das Spiel nur am Boden aufnehmen. Im Training versuchen sie seit Monaten, die Ballkontakte der Spieler zu reduzieren. Mehr als 2 Kontakte sind schon zuviel des alten Trotts. Löw hat auch schon lange statistisch herausgefunden, daß in manchen Teams ein Spieler im Schnitt nur auf 1,5 Ballkontakte kommt, bevor er den Ball weiterspielt. Werder Bremen ist so ein Team. Andere Mannschaften in der Bundesliga aber kommen auf 2,8 Kontakte, das kostet Tempo und Dynamik. Nach den Umwälzungen unter Klinsmann drängt nun mit Löw immer mehr der reine Fußball-Sachverstand in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Nationalmannschaft hat das Zeug zu einer Avantgarde im deutschen Fußball.“ Torsten Frings wird in der FAZ mit den Worten zitiert: „Jogi Löw ist unser Glück. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man einen Trainer bekommt, der mit dir vorher schon einmal durch den Dreck gegangen ist und dazu beigetragen hat, dich dorthin zu bringen, wo wir jetzt sind.“
Am Beispiel Bastian Schweinsteiger verdeutlicht Philipp Selldorf (SZ), welchen Vorsprung sich die Nationalmannschaft gegenüber dem deutschen Klubfußball erwirkt zu haben scheint: „Hinter vorgehaltener Hand wird ganz entschieden die Prognose verbreitet, daß der Mittelfeldspieler gegenüber seinen jüngsten Auftritten im Bayern-Trikot nicht wiederzuerkennen sein werde. Beim DFB-Elite-Team glaubt man mittlerweile, manche Dinge besser zu machen als die Betriebsleiter der Bundesliga. Aus dieser Überzeugung spricht ein starkes Selbstbewußtsein, wie es die Nationalelf und ihre Verantwortlichen viele Jahre nicht besessen haben.“ Horeni (FAS) entkoppelt Schweinsteiger aufgrund seiner Reifung von seinem Kompagnon Lukas Podolski: „Das Image von Schweinsteiger beginnt sich allmählich zu wandeln. Es scheint, als wolle er sich nach dem Wechsel seines Beraters nicht mehr nur zu einem Teil des siamesischen Fußball-Zwillings Schweini/Poldi reduzieren lassen. Die wachsende Nähe zu Oliver Kahn, der im übrigen auf denselben Berater vertraut, fällt seit den Tagen der Weltmeisterschaft immer deutlicher auf. Die Nähe zu diesem ausgeprägten Ehrgeiz und Führungswille zeigt die Richtung an, die Schweinsteiger in den kommenden Jahren einschlagen will: Der Juniorchef will an die Spitze. (…) Schweinsteiger ist es gelungen, nach der Weltmeisterschaft zum neuen und prägenden Gesicht des deutschen Fußballs zu werden.“
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