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Erfolgreicher Gaukel

Oliver Fritsch | Sonntag, 26. November 2006 Kommentare deaktiviert für Erfolgreicher Gaukel

Pressestimmen zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln

Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln veranlaßt die Presse zu bissigen Bemerkungen über die Vereinsführung – und über das Kölner Volk, das von der Verpflichtung Christoph Daums offenbar derart beflügelt ist, daß es seinem Vorstand alles durchgehen läßt. Richard Leipold (FAZ) beobachtet den Präsidenten und seine Wirkung: „Die Art, wie Wolfgang Overath seine frohe Botschaft verkündet, läßt darauf schließen, daß er in Kauf nimmt, den Status der Ikone fortan mit dem Trainer zu teilen. Overath und Daum: Die zur Unfehlbarkeit gesteigerte Kompetenz, die sich für manche hinter diesen beiden Namen verbirgt, löst nahezu jede Blockade, zumindest in diesem Augenblick. Der Präsident mag manchen Fehler gemacht (und eingeräumt) haben, aber am Ende hat er in den Augen der Mitglieder die einzig richtige Lösung gefunden – auch wenn sich hartnäckig ein kleiner Rest an Kritik hält. So will ein frecher Frager wissen, warum vier Abstiege nötig gewesen seien, um Daum als Heiland zu erkennen.“

Die Trommelschläge des Managers und seine Ankündigungen, mehr (also mehr Geld) zu riskieren sollten, laut Leipold, mit großer Vorsicht bewertet werden – womit er aber alleine zu stehen scheint: „In Dortmund erinnern sie sich mit Grausen an Michael Meiers Risikofreude. Aber das macht nichts. Auf dem Kölner Podium bekommt er viel Applaus. An diesem Abend scheint kein Preis, kein Risiko zu hoch für den Traum von einer besseren Fußball-Welt – weil kein Zweifel möglich scheint, daß es Daum gelingen werde, aufzusteigen: erst in die Bundesliga und dann ins europäische Establishment. Das neue Dreigestirn weckt Erinnerungen an einen alten Anspruch. Meier erzählt den Menschen im Saal von den Eindrücken bei seiner Rückkehr vor knapp einem Jahr. Das schöne Stadion, der wirtschaftliche Status, die frohgemuten Fans: All das habe ihn begeistert. Aber er sei auch entsetzt gewesen, weil etwas Fundamentales abhanden gekommen sei: ‚die elitäre Arroganz‘, die diesen Klub einst ausgezeichnet habe. In Gedanken schicken die Kölner sich wieder an, das Real Madrid des Westens zu werden.“

Auch Peter Stützer (Welt) ist Overaths Freifahrtsschein aufgefallen, dem ihn die Kölnern gewähren: „Overath hat das Volk hinter sich. Der rasante Fall des Traditionsklubs bis in die Niederungen der Zweiten Liga hat eher mit dem Wetter zu tun, dem Rasen, vielleicht sind die Düsseldorfer doch ansteckend – aber unseren Helden tun wir nichts.“ Mit spitzer Feder protokolliert Stützer: „Es werden noch die Anstoßzeiten kritisiert, ein Ex-Trainer als Alkoholiker beschimpft und die Musikauswahl beim Saaleinlaß bemängelt: ‚Im Mozart-Jahr hätten sie ja wirklich mal Don Giovanni oder Figaros Hochzeit auflegen können.‘ Es war eine schöne Fragestunde. Und Overath, der die meisten Antworten schuldig blieb, schrieb noch sehr lange Autogramme.“ Leipold fällt dazu ein: „Es würde passen. Don Giovanni ist wie Christoph Daum ein Mann, der virtuos mit Gefühlen zu spielen versteht. Der eine gaukelt mit Frauen, der andere mit Fußball. Und jeder von beiden ist auf eine gewisse Art sogar erfolgreich.“

FR: Berauscht von der Droge Daum

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