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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Beschäftigungspolitiker

Oliver Fritsch | Montag, 27. November 2006 Kommentare deaktiviert für Beschäftigungspolitiker

Fortsetzung: Pressestimmen zum 14. Spieltag

Schalkes Trainer könnte nun mit einem ungewöhnlichen Problem konfrontiert werden: zu viele gute Spieler und zu wenige Spiele, meint Philipp Selldorf (SZ): „Da Schalke durch das Scheitern in Uefa- und DFB-Pokal nur noch in der Meisterschaft engagiert ist, muß Mirko Slomka nun mit den Einsatzzeiten für seine Spieler haushalten wie ein Finanzminister. Kapitän Bordon drängt zurück in die erste Elf, für ihn müßten dann unverdienterweise Krstajic oder Rodriguez weichen, denn auf den Außenposten sind Rafinha und Pander unentbehrlich. Für die Prominenten Ernst und Lincoln ist eigentlich kein dringender Bedarf, weil in ihrer Abwesenheit das Mittelfeld um Kobiaschwili und Bajramovic eine symbiotische Beziehung zum variablen Sturmtrio mit Halil Altintop, Kuranyi und dem zunehmend besser werdenden Lövenkrands entwickelt hat. Seltsam, aber wahr: Slomka hat sich erfolgreich einer aggressiven Trainer-Debatte erwehrt, er hat seinen Beitrag zur Versöhnung mit der vor Wochen noch heftig aufgebrachten Anhängerschaft geleistet, er hat die Diskussion um die Torhüter Rost und Neuer standhaft ausgehalten, er genießt als Trainer des Tabellenführers den Respekt der Konkurrenz – und doch wird er als Beschäftigungspolitiker vor seinem Luxuskader streng gefordert.“

taz: Der Medienboykott auf Schalke geht weiter, sogar Slomka zeigt sich solidarisch; leider werden auch die Nebenwirkungen immer stärker

Am Boden

Nach dem 0:1 in Hannover – Michael Eder (FAZ) fürchtet, daß sich Mainz vor der Rückrunde aufgeben könnte: „Anzeichen von Resignation waren im Mainzer Lager nicht zu übersehen. Bis Weihnachten, so die Befürchtung, könnte der Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz so groß und die Stimmung so sehr am Boden sein, daß es kaum noch begründete Hoffnung auf den Klassenverbleib gäbe. Und schon wird im Umfeld diskutiert, ob es im schlechtesten Fall der Fälle, bei drei weiteren Niederlagen also, überhaupt einen Sinn ergäbe, die rund zwei Millionen Euro, die man auf der hohen Kante hat, noch in das Projekt Klassenverbleib zu investieren.“

Bei der Sportschau eingenickt

1:1 in Wolfsburg – diesmal stimmt bei Nürnberg nicht mal die B-Note, rügt Javier Cáceres (SZ): „Im bisherigen Saisonverlauf waren die Nürnberger vom Geist der Kreativität beseelt, da sie aber in gleich fünf Partien Führungen hergeschenkt hatten und ihr offensiver Stil in den Medien zunehmend mit Naivität gleichgesetzt wurde, verabredeten sie sich diesmal nach dem 1:0 zu rigider Selbstbeschränkung. Daß sie trotz eklatanter Wolfsburger Unzulänglichkeiten im Aufbauspiel genau dafür bestraft wurden und also auch zum sechsten Mal eine Führung abgaben, diesmal halt anders, verlieh der horriblen Partie eine interessante, fast schon läuternde Note. Denn die Nürnberger hatten anscheinend noch weniger Spaß an ihrem initiativlosen Spiel als die Zuschauer; ein Beteiligter nannte es gar ‚ein Verbrechen‘, nach sieben Minuten damit zu beginnen, den Schlußpfiff abzuwarten.“

Martin Müller (FAZ) dreht den zwei Mannschaften seinen Hintern zu: „Der Streit zwischen dem Bedürfnis nach schönem Fußball und dem Zwang zu Ergebnissen ist älter als die legendäre argentinische Trainerphilosophen-Kontroverse Menotti (Schönheit) versus Bilardo (Effizienz), und letztlich ist das Dilemma unauflösbar. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich die Zahl der freudlosen Spiele in dieser Bundesligasaison gesteigert hat – und zwar ganz speziell, wenn Wolfsburg beteiligt ist. Das Spiel geht in die Geschichte ein, mit dem nach Aussage der Beteiligten ‚alle leben können‘. Abgesehen von den Leuten, die hingehen, um Fußball zu sehen.“ Katrin Weber-Klüver (taz) fügt hinzu: „Die Wolfsburger Wirklichkeit ist Mittelmaß vor leeren Rängen. Bis zur Mitte dieser Hinrunde, vielleicht als Reminiszenz an die vergangene Spielzeit, versuchte sich Wolfsburg weiter als Wettbewerber im Abstiegskampf. Hat aber nicht funktioniert. Seit dem 11. Spieltag ist der VfL 8., mit zwei Bestmarken: Kein Verein hat weniger Gegentreffer kassiert; leider aber auch kein anderer außer Mainz weniger Tore erzielt. So viel Nichts berührt niemanden.“ Sie schließt mit einer Selbstbeobachtung: „Da wartet einer freudig auf die Sportschau, schaut dann begierig eine Zusammenfassung nach der anderen – und beim Spiel des VfL Wolfsburg nickt er ein.“

NZZ-Bericht ManU–Chelsea (1:1)

BLZ: Der Tod eines Pariser Hooligans löst in Frankreich eine intensive Debatte über Gewalt im Fußball aus

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