Champions League
Wäre schön, wenn sich der HSV bald wieder wie ein normaler Klub benehmen würde
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| Freitag, 8. Dezember 2006Thimotée Atoubas Mittelfinger, eine Reaktion auf rassistische Rufe der Zuschauer? „Ausgepfiffen, ausgewechselt, ausgerastet – beim Hamburger SV geht jetzt sogar schon das Siegen schief“ (SZ)
Ein neuer Fall von Rassismus in der Bundesliga/Champions League? allesaussersport entnehmen wir, „daß beim ‚Stinkefingerskandal‘ die Aktion eben nicht nur von Atouba ausging, sondern massive, rassisistische Beschimpfungen vorausgingen.“ Belegt wird dies mit Zitaten aus der Hamburger Presse und durch Aussagen mit Fan-Vertretern. Die Schlagzeilen der Bild-Zeitung, die heute „nackte Madeln in Dirndln“ zeigt und sich sehr über Atouba empört, kommentiert allesausserport: „Das ist die Journalistenbrut, die durch einseitige Berichterstattung für solche Ausfälle von Seiten des Publikums mitverantwortlich ist.“
Unter dem Titel „Am Rande des Nervenzusammenbruchs“ sorgt sich Frank Heike (FAZ) um Gemütszustand und den Verstand der Hamburger Zuschauer: „Der Fußball in Hamburg ist derzeit nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Die Relationen sind total verrutscht, der Hamburger SV führt Komödie, Tragödie, Schurkenstück und Bauerntheater gleichzeitig auf, und ein bißchen Brecht ist auch dabei, weil das Publikum plötzlich von den Bänken springt und in die Hauptrolle drängt. Es gibt nur leider keinen Regisseur, der sagt: ‚Stopp! Alles auf Anfang.‘ In dieser Partie ging es um nichts mehr für die Hamburger (sieht man von den 600.000 Euro ab, die die Uefa dem Sieger zahlt), doch es wurde eine denkwürdige Partie vor hysterischem Publikum: Bei jeder Grätsche bebte die Arena, bei jedem Fehlpaß pfiff das halbe Stadion. Es war unheimlich. (…) Es wäre schön, wenn sich dieser HSV bald wieder wie ein normaler Fußballklub benehmen würde.“ Ralf Wiegand (SZ) bringt das Chaos auf den Punkt: „Ausgepfiffen, ausgewechselt, ausgerastet – beim Hamburger SV geht jetzt sogar schon das Siegen schief.“
Mittelfingerspitzengefühl
Christian Eichler (FAZ) ordnet den Fall Atouba historisch in die Mittelfingerrechtssprechung ein und rät zu Milde und Augenmaß: „So ist der Mensch nun mal: Fühlt er sich beleidigt, beleidigt er gern zurück. Von Profis wird erwartet, daß sie das runterschlucken – mag das Publikum noch so launisch oder ungerecht sein. Doch sollte man ein wenig Nachsicht üben mit mancher Überreaktion. Meistens tun das auch die Sportgerichte, die etwa den Bielefelder Vata oder ManU-Star Cristiano Ronaldo nach unfeinen Fingerzeigen gegen pöbelndes Publikum mit einer Sperre von je nur einem Spiel davonkommen ließen. Der Unterschied zu Atouba ist, daß er vom eigenen Publikum ausgepfiffen wurde, daß er das eigene Publikum beleidigte – eine Kettenreaktion, die der tristen, unerwarteten Lage eines Champions-League-Klubs in Zweitligagefahr geschuldet ist. Publikum wie Spieler scheinen davon überfordert. Wie man die Wogen glättet, zeigte Christoph Daum: Den ‚Stinkefinger‘ von Torjäger Kirsten konterte er so: ‚Er hat mir signalisiert, daß er in einer Minute ausgewechselt werden möchte.‘ Ein Fall von Mittelfingerspitzengefühl.“
Die erfahrensten 21-Jährigen im Weltfußball
Flurin Clalüna (NZZ) sagt Manchester United rosige Zeiten voraus: „Mit dem gleichaltrigen Wayne Rooney symbolisiert Christiano Ronaldo die Zukunft des Vereins. Daß sie bereits heute die Gegenwart prägen, liegt daran, daß Manchester mit den beiden Nationalspielern vermutlich die erfahrensten 21-Jährigen im Weltfußball im Kader weiß. Ihr Reifeprozeß läßt die United eine hoffnungsvolle Zukunft erwarten.“ Nebenbei erfahren wir onomastisches über den Portugiesen: „Seine Eltern haben den Namen für ihren Sohn nicht etwa aus romantischer Verbundenheit zum brasilianischen Fußballer Ronaldo gewählt, sondern weil sie sich die Filme des späteren US-Präsidenten Ronald Reagan so gerne ansahen.“
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