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Am Grünen Tisch

Bauernopfer

Oliver Fritsch | Mittwoch, 13. Dezember 2006 Kommentare deaktiviert für Bauernopfer

Daß die Fifa nach dem Vertragsbruch mit Mastercard, den ihr ein New Yorker Gericht beglaubigt, ihren Marketing-Leiter Jérôme Valcke entläßt, interpretieren die Journalisten als Strategie, die Schuld abzuwälzen

american arena fragt nach der Verantwortung der Chefs: „Die Fifa-Spitze wäscht mal wieder die eigenen Hände in Unschuld über das, was im eigenen Haus vor sich geht. Der Marketing-Chef und seine Abteilung sollen die Sünder gewesen sein und haben deshalb als Reaktion auf das Urteil ihre Arbeitsplätze verloren. Nichts gegen die Kündigung. Aber hier ist die eigentliche Frage? Weshalb brauchte die Fifa einen teuren Prozeß, um das herauszufinden? Wieso wurde das Verhalten der Organisation, das jeder einäugige In-House-Pharisäer als Vertragsbruch erkennen konnte, überhaupt juristisch von der Fifa-Spitze verteidigt? Hat Sepp Blatter in seinem eigenen Laden nur manchmal etwas zu sagen (jetzt bei der Kündigung) und manchmal nicht (als er ‚gezwungen‘ wurde, den Vertrag mit Visa zu akzeptieren?).“ Felix Reidhaar (NZZ) pflichtet bei: „Man wird den Eindruck nicht los, daß im Weltverband die Politik der Bauernopfer anhält. Denn Verträge dieser Tragweite gehen letztlich zur Unterschrift über die Pulte der obersten Führung – über jene von Präsident und Generalsekretär.“

Thomas Kistner (SZ) mutmaßt über den Hintergrund des geplanten (und gescheiterten) Partnerwechsels: „Die Fifa läßt entscheidende Fragen offen. Politisch Verantwortliche gibt es vorläufig wieder mal nicht im Hause Sepp Blatter. Dem mit Millionensalär ausgestatteten Verbandschef sind also die Umstände des 200-Millionen-Deals ebenso entgangen wie dem Chef der Administration, Urs Linsi. Umso pikanter sind die Fragen, die der Fall aufwirft: So zeigt der vom US-Gericht offengelegte Mailverkehr, daß wichtige Fifa-Vertreter ein Interesse hegten, Visa ins Boot zu hieven – obwohl die Firma faktisch dasselbe zahlte wie der alte Partner. Blatter und Linsi, heißt es, hätten im Fifa-Vorstand massiv Überzeugungsarbeit für Visa geleistet. Mastercard, wird etwa Linsi zitiert, sei nicht immer ein pflegeleichter Partner gewesen.“

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