Bundesliga
Risiko
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| Montag, 18. Dezember 2006Fortsetzung: Pressestimmen zum 17. Spieltag
Richard Leipold (FAZ) schildert das Dilemma Jupp Heynckes‘ nach der Niederlage in Bochum: „Er steckt in einem Zwiespalt. Geht er von sich aus, würde er es dem Klub leichtmachen und alle Schuld auf sich nehmen, aber sein untadeliger Gladbacher Ruf wäre beschädigt. Die Mehrheit der Fans würde ihm vorwerfen, als Ur-Borusse das sinkende Schiff zu verlassen, statt es vor dem Untergang zu bewahren. Andererseits läuft er Gefahr, mit unterzugehen. Auch dann würde er seinen Heldenstatus einbüßen. Ob er den Verein seines Herzens verläßt oder ob er bleibt: Heynckes geht ein Risiko ein.“
Wüst
Christof Kneer (SZ) malt das Tosen und Toben der letzten Minuten des Spiels zwischen Nürnberg und Hannover (3:1) in barockem Stil: „Die Schlußphase sah aus wie ein mittelalterliches Schlachtengemälde, mit dem kleinen Unterschied womöglich, daß ein Ball eher selten durch mittelalterliche Bilder fliegt. In Nürnberg aber flog einer, hoch und weit über die Köpfe von weißen und roten Streitern, die wüst durcheinander rannten. Das einzige, was man sah, waren kämpfende Knäuel, und irgendwann hörte man einen Pfiff. Es war zu Ende. In England, wo mittelalterliche Schlachtengemälde Powerplay heißen, hat man so wilde Spiele häufiger gesehen, in der Bundesliga schon lange nicht mehr. Es war die ironische Schlußpointe eines ironischen Spiels, das selbst den Ironiekenner Hans Meyer überforderte. ‚Ich bin ja schon ein paar Jahre dabei‘, sagte er amüsiert, ‚aber ich bin nicht in der Lage zu erklären, was heute los war.‘ Das muß man erst mal schaffen, als Fußballspiel.“
Nicht schön, clever
1:0 in Bielefeld – Leipold hat die Schalker wegen ihrer Geduld und Ausdauer auf dem Zettel: „Mit dem späten Siegtor gaben sie sich als Meisterschaftskandidat zu erkennen, der im zweiten Quartal Gewinnphantasien geweckt hat. Schalke zeichnete sich durch Ruhe und Routine, Geduld und Glauben aus. Die Gemeinschaft der glücklichen Gewinner zeigte letztlich auch eine Primärtugend, die den knappen Sieg erklärt: Durchhaltevermögen. Diese Eigenschaft wurde am auffälligsten von einem Spieler verkörpert, der erst elf Minuten vor Schluß den Dienst am Ball aufgenommen hatte. Zlatan Bajramovic hätte allen Grund gehabt, sofort wieder Feierabend zu machen. Doch das wollte er seinen Kollegen nicht antun. Schon bei seinem ersten Sprint hatte er einen Muskelfaserriß in der Wade erlitten. Da eine weitere Auswechslung nicht mehr zulässig war, beschloß er durchzuhalten bis zum glücklichen Ende. Seine Kurzarbeit im Krankenstand verhalf Schalke zum Sieg.“
Mit den Schalkern sei zu rechnen, meint auch Milan Pavlovic (SZ): „Das Wort vom Duselsieg machte die Runde, ein Begriff, der einst für den FC Bayern erfunden wurde. Und auch wenn das niemand auf Schalke gerne zugeben wird, war diese Abfälligkeit fast wie ein Ritterschlag – immerhin sind die Münchner dank einiger Duselsiege (und ein paar anderer, weniger duseliger Siege) deutscher Rekordmeister und ebenso gefürchtet wie respektiert. Es erinnerte einiges an den FC Bayern: Der Favorit legte zu, als es an der Zeit war. Und er spielte bestimmt nicht schön, aber dafür clever.“
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