Deutsche Elf
Die Chancen auf den EM-Titel stehen höher
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| Freitag, 9. Februar 2007Die Journalisten sind vom 3:1-Sieg gegen die Schweiz sehr angetan
Jan Christian Müller (FR) erkennt im deutschen Team starke Individualisten, ein starkes Kollektiv und einen starken Trainer: „Die stabilste Mannschaft im deutschen Fußball ist: die deutsche Nationalmannschaft. Den attraktivsten Fußball hier zu Lande spielt: die deutsche Nationalmannschaft. Formschwächen und Verletzungen am besten kompensieren kann: die deutsche Nationalmannschaft. Löw hat bewiesen, daß sich mit methodischer Trainingsarbeit und intensiver individueller Schulung eine Formation entwickeln läßt, in der jeder Spieler ganz genau weiß, welche Aufgabe er zu erfüllen hat. Jede Position ist so klar definiert, daß auch die Ersatzmänner sich nicht erst großartig orientieren müssen. Das sieht man in der Bundesliga beileibe nicht überall. (…) Die Chancen auf den EM-Titel stehen höher.“
Roland Zorn (FAZ) attestiert der Mannschaft eine weitere Reifung nach der WM: „Inzwischen wirkt die von Löw übernommene, ausgebaute und weiter in sich gefestigte Mannschaft bei ihren bisher von niemandem nachhaltig gestörten Auftritten sogar eine Ecke reifer, selbstbewußter, professioneller als Klinsmanns WM-Abenteurer. Längst ist Frings neben Ballack zum zweiten Chef aufgestiegen, längst ist die Zahl der flexibel einsetzbaren Spieler gewachsen, längst ist der Weg frei zu einem produktiven Wettkampf unter Gleichen oder fast Gleichen um die besten Plätze.“
Zeitenwende
Philipp Selldorf (SZ) betont den Kontrast zu Freundschaftsspielen aus vergangenen Tagen: „Solche Spiele, die quer in der Saison stehen und nur den theoretischen Nutzen des Testfalls haben, ähnelten früher oft diesen Konfektionskinofilmen, die bei Flugreisen im Hauptprogramm gezeigt werden: Selten erlebt man den Abspann, weil einen vorher der Schlaf überwältigt, und falls man durchhält, hat man die Geschichte fünf Minuten später vergessen. Am Mittwoch aber haben die deutschen Darsteller zumindest eine Stunde lang mit so viel Lust und Laune gespielt, daß das Zuschauen Spaß machte. Termine mit der Nationalelf werden weiter als Höhepunkte im Kalender aufgefaßt und üben einen starken Reiz auf die Spieler aus. (…) Dieser Start ins Jahr läßt noch viel Gutes ahnen.“
Konkurrenz hebt die Qualität
Hinzufügend pickt sich Mathias Schneider (StZ) das 1:1 gegen die Schweiz im April 2000 heraus, an das er sich mit Grauen erinnert: „Ein grausamer Kick ist es damals gewesen, wer konnte, drückte sich um die Partie herum. Nationalspieler sein verkam zu einer lästigen Pflicht. Sieben Jahre später kämpfen die Stürmer Kuranyi und Gomez mit Feuer um einen Platz in der Stammelf und dokumentieren damit die Zeitenwende. Überdies hat Löw offenbar ein System gefunden, das nicht mehr allein von einzelnen Protagonisten lebt, sondern in dem viele ihre Rolle mittlerweile kennen – und die des Nebenmanns. Kaum eine Auswahl spielt derzeit attraktiver in Europa.“
Ralf Köttker (Welt) gibt angesichts der Form mancher WM-Helden zu bedenken: „Daß Löw seinen WM-Spielern einen Bonus gibt, ist in Ordnung. Er sollte allerdings vermeiden, das Leistungsprinzip außer Kraft zu setzen. Wenn Etablierte wie Podolski und Schweinsteiger auf Dauer nicht überzeugen, haben andere einen legitimen Anspruch auf ihren Platz. Konkurrenz hebt die Qualität, und Garantien sind fehl am Platz. So unromantisch es klingt: Die WM ist Geschichte, 2007 kann sich niemand auf den Verdiensten der Vergangenheit ausruhen.“ Der Tagesspiegel hebt die Podolski-Konkurrenten Gomez und Kuranyi hervor: „Bisher sind Klose und Podolski Deutschlands erster Sturm. Weil Klose aber für das kommende EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien gesperrt ist, war ein Partner für Podolski gesucht worden. Gefunden hat der Bundestrainer doppelt so viele.“
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