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Bundesliga

Stuttgart, der lachende Vierte?

Oliver Fritsch | Montag, 12. Februar 2007 Kommentare deaktiviert für Stuttgart, der lachende Vierte?

Pressestimmen zum 21. Spieltag: Respekt für Schalke, doch nachlassende Sympathie / Sorgen um Werder / Stuttgart macht auf sich aufmerksam / Bewunderung für Jürgen Klopp und Mainz

Katrin Weber-Klüver (taz) überdenkt ihr Daumendrücken für den Tabellenführer angesichts dessen Deals mit dem russischen Staat: „Aber königsblaues S04, König im Revier, alles hat seine Grenzen. Neudeutsch gesprochen: Es gibt K.o.-Faktoren, die sind überhaupt nicht verhandelbar. Und wenn all eure kollektive Nettigkeit und all eure gefühlsduseligen Anhänger und all eure sportliche Leistung auch reizend sind, die geldgierige Blindheit eurer Vereinsleitung ist es bestimmt nicht. Ende. Aus. Was werdet ihr sein, wenn ihr nächste Saison mit eurem russischen Großsponsor auf der Brust als Deutscher Meister Champions League spielt? Gasprom-Zubehör auf Tour. Ach Schalke!“

SZ-Bericht Schalke–Hertha (2:0)

Man will Werder jetzt schlagen

Peter Heß (FAZ) schreibt Werder Bremen noch lange nicht ab: „Werder in der Krise? Noch nicht. Eine ähnliche Ergebnisdelle im sonst fast perfekten Saisonverlauf haben die Bremer schon in der Hinrunde hinnehmen müssen. Auch im Spätsommer unterlagen die Hanseaten Schalke und dem VfB – und wurden dann Herbstmeister. Was fehlt Werder im Moment im Vergleich zu den Vormonaten? Nicht viel. Das Team hat in Nuancen nachgelassen – und das Pech gehabt, in etwas schwächeren Momenten auf starke Gegner zu treffen.“

Christof Kneer (SZ) liest die erneute Niederlage der Bremer gegen den Strich als Schritt nach vorne: „Seit Jahren wird die Bremer Elf besser und besser, und wie es scheint, hat sie gerade eine neue Entwicklungsstufe erreicht. Es ist diesmal aber eine, die ein bißchen wehtut. Im Herbst waren die Bremer noch so etwas wie die lieben Bayern, für die Heimteams war das ein Festtag, wenn die Bremer kamen, und wenn die Bremer wieder gingen, hinterließen sie meist einen 6:0-Sieg und viele neue Freunde. Inzwischen sind die Bremer so etwas wie die ganz normalen Bayern: Wenn sie kommen, ist das Stadion des Gegners immer noch voll, aber man will sie nicht mehr zaubern sehen. Man will sie jetzt schlagen. (…) Offenbar ist es so, daß die Gegner den SV Werder nun viel ernster nehmen, wobei Werder die Gegner nicht viel ernster nimmt – eine Mischung, die sich in den letzten beiden Spielen auf null Punkte summierte.“

Formidabel

Frank Hellmann (Tsp) entdeckt sein Herz für den VfB Stuttgart: „Wer genauer hingeschaut hat, kann es sehen: Dieses formidable VfB-Ensemble, das eine Halbzeit lang die behäbigen Bremer schwindlig kombinierte, ist zu mehr in der Lage, als nur die brave Überraschungsmannschaft zu mimen. Mittlerweile gibt es gute Gründe, die die Schwaben zu höherem befähigen: Alles spricht jetzt von und für Schalke, doch jeder weiß, daß königsblaue Kicker schon mal zittrige Knie bekommen können, wenn tatsächlich die Schale in Reichweite gerät. Die Bremer sind auf bestem Wege, in wenigen Wochen den Lohn ihres Vorwärtsfußballs zu verspielen. Und die ewigen Meister aus München? Die Bayern werden wohl künftig häufiger gewinnen als verlieren, aber mitnichten noch den Titel einheimsen. Also der VfB Stuttgart, der lachende Vierte? Warum nicht!“

SZ: Die Verwandlung – Ludovic Magnin zeigt sich von seiner brasilianischen Seite und euphorisiert sein Team und die Journaille
FR: Über die neue Leichtigkeit Timo Hildebrands
FR-Bericht Stuttgart–Werder (4:1)

Die Bundesliga hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert

Michael Eder (FAZ) beschreibt den Sieg der Mainzer gegen Cottbus als aufrechten, couragierten Kampf: „Das eindeutige Ergebnis täuscht ein wenig über die hart umkämpfte erste Halbzeit hinweg, in der Cottbus erbitterten Widerstand leistete und viel zu einem temporeichen, rassigen Fußballspiel beitrug, in dem es hin und her ging wie auf dem Tennisplatz.“ Christoph Hickmann (SZ) bewundert Jürgen Klopp und Mainz, wie sie sich lösen von der Mutlosigkeit der Hinrunde: „Es mag altmodisch klingen, aber man konnte sehen, daß sie wieder an sich selbst glaubt, wie auch immer Klopp das geschafft hat. Vor allem in der zweiten Halbzeit spielte das Team derart befreit, als stünde da kein direkter Konkurrent auf dem Platz, sondern nur ein Testspielgegner. Mainz steht nun nicht mehr auf einem Abstiegsplatz, und daß dies bereits nach vier Spielen so kommen würde, hatten die meisten Kommentatoren als ungefähr so realistisch eingeschätzt wie die Vorstellung von einem Abstieg des FC Bayern. Das vor der Rückrunde ausgerufene Projekt Mission Possible 15, die Zielvorgabe Klassenerhalt, hatte man für eine niedliche Idee zur Unterhaltung der eigenen Anhänger gehalten.“

Thomas Kistner (SZ) entwirft eine Theorie über die Stärke der Bundesliga auf Basis von Zahlen und Punkten: „Der Daseinskampf hat eine begrüßenswerte Wiederbelebung erfahren. Mainz siegt wie bekloppt, ja, sogar der Hamburger SV setzt Segel. Und weil sich zugleich drei Klubs mit ebensolcher Entschlossenheit Richtung Tabellenkeller orientieren – Cottbus, Aachen, Mönchengladbach hätte man dort gewiß auch früher erwarten dürfen – sorgt der rege Liftverkehr für ein spannendes Tabellenbild: Andererseits darf man sich vielleicht nicht zu viel erwarten, dies ist ja bloß eine Momentaufnahme. Und hält der Trend an, dürfte die Abstiegsfrage in drei, vier Wochen entschieden sein. Sicher ist vorläufig das eine: Die Bundesliga hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert, passend zum dürftigen Abschneiden ihrer Repräsentanten auf der europäischen Bühne. Wenn der Abstand zwischen dem Tabellenführer und dem Tabellenzweiten erst einmal größer ist als zwischen Neuntem und Siebzehntem, dann offenbart dies eine so hohe Ausgeglichenheit des Spielbetriebs, daß sich in diesen vermutlich auch noch die fünf, sechs führenden Mannschaften der zweiten Liga einmischen ließen, ohne daß es auffiele.“

Tsp: Unter Trainer Huub Stevens hat sich beim abstiegsbedrohten HSV vieles geändert – vor allem zum Besseren

SZ-Bericht Leverkusen–Frankfurt (2:2)

Ein sehr offenes Interview mit Ottmar Hitzfeld (SZ)

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