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Champions League

Vom Erfolg bereits ausgebrannt?

Oliver Fritsch | Freitag, 23. Februar 2007 Kommentare deaktiviert für Vom Erfolg bereits ausgebrannt?

Pressestimmen zur Niederlage Barcelonas gegen Liverpool

Ronald Reng (SZ/taz) ergründet das Schwinden der Schönheit des FC Barcelona und legt den Finger in eine Bremer Wunde: „Der Fußball rollt längst zu schnell, er läßt großartigen Teams keinen Atem mehr zum Verweilen, seit 1990 feiert die Champions League jedes Jahr einen neuen Sieger, selbst Barça, das spielstärkste Team seit dem AC Mailand der frühen neunziger Jahre, wird nun offenbar nach nur einer Saison vom Thron gestoßen. Die traurige Sehnsucht nach der guten, alten Zeit, die doch nur ein Jahr zurückliegt, wohnt schon die gesamte Spielzeit über im Camp Nou. Barça, das im Sommer auf Schautournee nach Amerika ging, im Winter die Klub-WM in Japan spielte, hetzt von Spiel zu Spiel, ohne das nötige Training, ohne die nötige Fitness. Ronaldinho, der im Duell um den Ball ein ums andere Mal von den Liverpoolern einfach weggedrückt wurde, war ein schreiendes Denkmal dieser Kraftlosigkeit. Leo Messi, Symbol der Grenzenlosigkeit des Vorjahres, spielte wie er aussieht: ein schüchterner Junge unter Männern. Man braucht keine außergewöhnlichen Anstrengungen mehr, um Barça zu besiegen. Man muß noch nicht einmal Fußball spielen. Man muß nur den von Barça verhindern. So wie dieses Jahr schon Madrid, Chelsea, Valencia genügte Liverpool Beharrlichkeit und eine vorzügliche defensive Ordnung. Nur Werder Bremen glaubte, gegen Barça mitspielen zu können und wurde prompt vorgeführt. Umso erstaunlicher ist es, daß in Deutschland nie über die Bremer Taktik debattiert wurde.“ Markus Jakob (NZZ): „Sollte eine Mannschaft, deren Schlüsselspieler zwischen 19 und 27 Jahren alt sind, vom Erfolg bereits ausgebrannt sein?“

Einer von den alten Wilden

Christian Eichler (FAZ) porträtiert Liverpools ersten Torschützen, der jüngst noch seinen Kollegen John Arne Riise, den zweiten Torschützen, mit einem Golfschläger bearbeitet haben soll: „Wo Craig Bellamy ist, ist immer Strafraum. Die Sauftouren und Männlichkeitsrituale, die pubertären Eskapaden und Exzesse und zerstörten Hotelzimmer, sie gehörten lange Zeit zur Folklore des englischen Fußballs. Es war das Symbol des Aufsteigers aus der Arbeiterklasse, der nun so viel Geld hat wie die Oberklasse und seine Unabhängigkeit von deren Regeln demonstrieren muß. Ausländische Trainer wie Wenger, Mourinho und Benitez haben als Gegenbild dazu ein professionelles Arbeitsethos durchgesetzt, das den ungezähmten englischen Kick europäisierte. Nur manchmal taucht noch einer von den alten Wilden auf, er wirkt dann wie ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert.“

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