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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Vermischtes

Ein Fall fürs Fußballfeuilleton

Oliver Fritsch | Donnerstag, 1. März 2007 Kommentare deaktiviert für Ein Fall fürs Fußballfeuilleton

Pressestimmen zu den Viertelfinalsiegen Frankfurts und Wolfsburgs im DFB-Pokal

Hans-Joachim Leyenberg (FAZ) betont seine Überraschung darüber, wie eindeutig die Eintracht das Hessenderby für sich entschieden hat: „Die Machtverhältnisse am Main sind in einer Weise zementiert worden, wie es nicht vorhersehbar war. Im Nachhinein nimmt sich das Geplänkel zwischen den Oberhäuptern beider Städte mit Schiffchenfahrt von hier nach dort und retour, einem gemeinsamen Essen der Vorstände, wie seichte Folklore aus. Die knallharte Analyse indes besagt, daß der OFC kein adäquater Gegner mehr für die Eintracht ist. Da konkurriert bestenfalls noch eine mittelständische Firma mit einem Großbetrieb, dessen Geschäftszahlen im Vergleich zu denen des Kleineren geradezu erdrückend sind. (…) Die Kickers hatten sich ihren Auftritt im Rampenlicht als wunderbare PR-Angelegenheit in eigener Sache ausgemalt. Als Appetitmacher für potentielle Investoren und Sponsoren. Der Schuß ging, pardon, nach hinten los.“

Auch Christoph Hickmann (SZ) hat mehr Brisanz und Rivalität erwartet: „Viel Lärm um nichts. Was das Geschehen rund um das Stadion anbelangte, war das ja durchaus erfreulich. Vor dem Spiel waren die Wege zum Stadion von derart viel Polizei gesäumt gewesen, daß man sich eher an einen G8-Gipfel denn an ein Derby erinnert fühlte. Letztlich aber hatten die Beamten keine Mühe, die einander tief abgeneigten Anhänger der Kickers sowie der Eintracht voneinander fernzuhalten. Abgesehen von ein paar Leuchtkörpern aus dem Eintracht-Fanblock blieb es dabei, daß sich die Anhänger beider Lager wechselseitig bezichtigten, von Damen des horizontalen Gewerbes abzustammen. Weniger froh konnte man darüber sein, daß die 90 Minuten auf dem Rasen ähnlich ruhig verliefen. Die Niederlage der Kickers war vom Spannungsfaktor vergleichbar mit einem dieser Fernsehfilme, an dessen Beginn der Singlemann der Singlefrau versehentlich den Kaffee über die Bluse kippt: Das Ende war vorhersehbar.“

Kommt eher selten vor – Claudio Catuogno (SZ) schwärmt vom Wolfsburger Sieg gegen Aachen: „Große Kunst – das war dieses Viertelfinale gewesen, jedenfalls aus Sicht des ganz von sich selbst berauschten VfL Wolfsburg. Der hatte das 2:0 gegen die Aachener nicht etwa auf den Rasen gepinselt, nein: In Öl gemalt hatte er es. Als eine Art Kultur-Event zelebriert: Zauberfußball aus Niedersachsen, die beste erste Halbzeit der Vereinsgeschichte, ein Fall fürs Fußballfeuilleton. Man konnte es natürlich auch nüchterner betrachten. Dann war das 2:0 vor allem ein interessanter Einblick in den aktuellen Zustand des stets ambitionierten, aber bisher wenig erfolgreichen Kleinstadtklubs. Es war beeindruckend – aber auch deshalb so einfach, weil das Spiel der Aachener aus einer einzigen großen Lücke bestand. Die knallgelben Gäste ließen sich ausspielen wie elf Kanarienvögel auf einer Stange. Anders als in der Malerei schätzt der neutrale Beobachter, wenn es um Fußball geht, den Widerstand eines Gegners. Aachen stand für diese Rolle nicht zur Verfügung.“

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