Bundesliga
Mangelnde sportliche Kompetenz in der Führungsebene
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| Dienstag, 13. März 2007Die Trennung von Jürgen Röber nehmen die Journalisten zum Anlaß, das Dortmunder Management zu schelten und seine Befähigung infragezustellen
Röber ist weg, doch ist damit der Schuldige gefunden und die Dortmunder Krankheit kuriert?, fragt Sven Goldmann (Tsp) rhetorisch und blickt zehn Jahre zurück: „Mag sein, daß Röbers Methoden nicht mehr zeitgemäß sind. Das Elend haben andere zu verantworten. Von Bert van Marwijk heißt es, er habe an Dortmund vor allem die Autobahn in Richtung Heimat geschätzt. Hans-Joachim Watzke schaffte zwar die wirtschaftliche Sanierung, aber vom Fußball verstand der Betriebswirt nicht viel. Das wäre kaum aufgefallen, hätte Watzke einen fähigen Fachmann an seiner Seite gehabt. Michael Zorcs Qualifikation für den Job als Sportdirektor reduzierte sich auf seine Vergangenheit als Idol der Südtribüne. Dortmunds Niedergang begann nicht mit Röber, nicht mit van Marwijk und Watzke. Sondern schon 1997, als Trainer Ottmar Hitzfeld die Mannschaft nach dem Gewinn der Champions League radikal verjüngen wollte. Die älteren Spieler aber soufflierten der Vereinsführung, sie möge doch lieber auf der Trainerposition eine Verjüngung herbeiführen. Hitzfeld mußte gehen. Mannschaftskapitän war damals der 35 Jahre alte Michael Zorc.“
Ein Video aus besseren Zeiten
Matti Lieske (BLZ) nennt die Fehler der Vereinsführung in dieser Saison: „Erst die würdelose Demontage van Marwijks, zu einer Zeit, als das Team in der Tabelle noch ganz gut stand. Dann das stillose Buhlen um von Heesen, der noch anderswo arbeitete. Schließlich die Verpflichtung eines Lückenbüßers mit begrenzter Haltbarkeitsdauer maximal bis Saisonende. Solch ein Arrangement mag mit einem gestandenen Trainerboliden wie Hitzfeld funktionieren, nicht aber mit einem Röber, dem der Mißerfolg seit Jahren treu an den Fersen klebt. Röber konnte unter solchen Umständen nur den Hampelmann abgeben, der verzweifelt um eine Chance kämpfte, die er nie hatte. Die Gelegenheit, rechtzeitig einen respektierten Trainer mit Perspektive zu installieren, haben die Dortmunder verpaßt.“
Auch Frank Hellmann (FR) zeigt auf die Schwächen im Management: „Überraschend ist Röbers Scheitern nicht. Getrieben vom Verlangen, ins Rampenlicht zurückzukehren, und getäuscht vom Blendwerk des ersten Erfolgs gegen die Bayern fand er kein Mittel, die leistungshemmenden Mechanismen im Team zu bekämpfen. Im Spielerkreis herrscht eine an Selbstbetrug grenzende Selbstüberschätzung; fehlende Strukturen und die Abwesenheit einer funktionierenden Hierarchie machen jedem Röber-Erben das Leben schwer. Die Probleme sind hausgemacht und Indizien mangelnder sportlicher Kompetenz in der Führungsebene. Geschäftsführer Watzke mag ein konsequenter Sanierer sein – Stärke im operativen Fußballbusiness hat er nicht bewiesen. Sportdirektor Zorc ist ein verdienter Fußballprofi – im vertrackten Transfergeschäft hat er keine Kreativität erkennen lassen.“
Klaus Hoeltzenbein (SZ) sucht Antworten auf die Fragen, warum es so wenige geeignete Trainer zu geben scheint und welche Rolle ihr Alter spielt: „Trainer gesucht! Das ist die Botschaft dieser Tage, in der in der Liga bekannte Namen scheitern. In der Röber, Heynckes, Magath, jeder auf andere Art, an anderem Ort, feststellen mußten, daß die Mannschaften immer schwieriger zu trainieren sind, weil die Figuren, die auftreten, immer schwieriger werden – samt ihrer Manager. Es gibt offenbar nur wenige Trainer, die diesen von Egomanie geprägten Gruppen die gemeinsame Idee vermitteln können. Trainer, die bereit sind zu akzeptieren, daß dieses Spiel sich verändert hat – und auch sie sich verändern, daß sie reagieren müssen. Beim FC Bayern scheint dies Ottmar Hitzfeld zu gelingen, aber auch, weil der einst schon so Erfolgreiche versucht hat, sich in einem für ihn schmerzhaften Prozeß noch einmal zu hinterfragen, seine Methodik aufzufrischen. Auch Hans Meyer, der Senior der Liga, beweist beim 1. FC Nürnberg, daß es keine Altersfrage ist, ob einer in der Rolle des Dompteurs im Stall der Egomanen überleben kann.“
FR: Sicher ist nur: Lattek macht’s nicht
FAZ-Glosse über Dortmund und Bielefeld: Wildwest in Westfalen