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Als Kombinationsfußballer getarnte Biedermänner
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| Sonntag, 8. April 2007Pressestimmen zum 0:0 in Alkmaar – Miroslav Klose und Werder Bremen haben ihren Bonus bei den Kritikern verspielt / Ein Ausrutscher Bayer Leverkusens, wie das 0:3 gegen Osasuna, überrascht, aber schockt auch keinen
Christian Eichler (FAZ) erbleicht beim Anblick Kloses und Werder Bremens, zeigt jedoch Verständnis für das neue Primat der Defensive: „Klose geisterte seltsam körperlos über den Platz, versteckte sich hinter defensiver Fleißarbeit; nie ging von ihm so etwas wie Torgefahr aus. Es war wie ein Suchfilm für eine Vermißtenanzeige, Titel ‚Miro im Nirgendwo‘: Gesucht wird der Klose des Jahres 2006. Gesucht wird auch das Werder Bremen des Jahres 2006. Aus der heiteren Tormaschine der Hinrunde ist ein ernster Verhinderungsapparat geworden, und es fällt schwer, auszumachen, ob es sich dabei um einen Reifeprozeß oder eine Notgeburt handelt. Vermutlich um beides. Werder gingen wichtige Spieler aus und den anderen wichtigen Spielern die Spielfreude und Lockerheit. Man steht tief und dicht gestaffelt, spielt nach Ballgewinn den Ball schnell und lang nach vorn, statt wie in jüngeren Saisontagen zu kombinieren. Man macht es dem Gegner schwer und sich selber auch. Es ist Fußball Marke Champions League, in der ängstlichen Version. Aber es ist nicht naiv – sondern die einzige Methode, aus einer Formkrise keine Ergebniskrise werden zu lassen. In dieser Lage kann man keine taktische Rücksicht auf die Reparatur individueller Probleme nehmen.“ Frank Hellmann (FR) ist unerbittlicher: „Wer wird den Nationalstürmer in dieser Verfassung verpflichten? Klose, der sich neuerdings die Haare gelt und tönt, kommt wie eine Karikatur jenes Stürmers daher, der im WM-Sommer die Fußballwelt verzückte. (…) Der Herbstmeister im Frühjahr 2007: Das sind als vermeintliche Kombinationsfußballer getarnte Biedermänner, die bloß deutsche Hausmannskost lieferten. Allein Tim Wiese sorgte dafür, daß den Norddeutschen alle Türen offen stehen.“
Die Highlights
Finstere Abfuhr
Über Leverkusens Niederlage heißt es bei Philipp Selldorf (SZ): „Wie konnte das geschehen, daß der Bundesliga-Fünfte Leverkusen, zuletzt ein deutsches Aufschwungwunder, eine so vernichtende Niederlage gegen den Dreizehnten der Primera Division bezog? Aus dem bösen Resultat auf eine schlappe deutsche und eine überlegene spanische Liga zu schließen, wäre falsch. Leverkusen hatte nicht die schlechtere Elf, wohl aber einen ganz schlechten Abend. Weniger zwangsläufig als spontan wurde die Partie durch geistige Kurzschlüsse entschieden. (…) Diese finstere Abfuhr platzte in ein Stimmungshoch, in dem Bayer nach Jahren schmerzhafter Neuordnung und allmählicher Überwindung der schönen, aber sündhaften Calmund-Ära wieder eine Perspektive entwickelte.“ Daniel Theweleit (FR) destilliert Leverkusens prinzipielle Schwäche: „Das Spiel belebt all jene Klischees neu, die der Klub mit seiner jüngsten Erfolgsserie endlich zu überwinden hoffte. Wenn diese Mannschaft aus irgendwelchen Gründen ihre wunderbare Freude am Fußball nicht findet, dann fehlt ihr die Fähigkeit, das mit Aggressivität, Willen und Kampf zu kompensieren.“
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