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Respektable graue Maus

Oliver Fritsch | Donnerstag, 26. April 2007 Kommentare deaktiviert für Respektable graue Maus

Analysen über den Gegner Werder Bremens, Espanyol Barcelona

Ronald Reng (Berliner Zeitung) beleuchtet am Exempel Espanyol Barcelona die Strategie kleinerer spanischer Teams, im Uefa-Pokal Erfolg zu haben: „Die Elf ist weder spektakulär noch außergewöhnlich und trotzdem – oder gerade deshalb – ein vorzügliches Beispiel, warum spanische Mittelstandsklubs die erfolgreichsten ihrer Gewichtsklasse in Europa sind. Daß dieses Jahr gleich drei spanische Abgeordnete im Uefa-Cup-Halbfinale stehen, braucht niemand für die unsinnige Debatte zu mißbrauchen, ob nun die spanische oder die englische Liga die beste der Welt ist. Vielmehr kann der spanische Erfolg den Mittelklasseklubs überall in Europa zeigen, wie man dem Alltag entflieht, zumindest für ein Jahr, für ein paar große Abende. Anders als die vom Geld regierte Champions League belohnt der Uefa-Cup regionale Klubs, die mit Einfallsreichtum bei Taktik und Spielerausbildung ihre natürlichen Grenzen überwinden. Das ist der interessanteste Grund spanischer Stärke: Geredet wird heute, bei 50 Partien pro Saison, überall viel von Spielerrotation, die nötig sei, um einen Leistungseinbruch zu verhindern; doch wirklich permanent und radikal wechseln die Trainer zwischen all ihren fünfundzwanzig Spielern nur bei ein paar internationalen Großklubs – und in Spanien. Drei Tage, nachdem Espanyol im Viertelfinale Benfica Lissabon ausgeschaltet hatte, war die Elf in der Liga gegen Bilbao auf zehn Positionen verändert. Möglich ist diese Spielerrotation, ohne daß die Elf entscheidend an Qualität verliert, weil spanische Mittelstandsklubs die hinteren Positionen der Teamhierarchie mit Lehrlingen aus der eigenen Ausbildung besetzen, die technisch und taktisch exzellent geschult sowie immer noch bezahlbar sind.“

Paul Ingendaay (FAZ) hingegen moniert den geringen Konversationswert Espanyols: „Der FC St. Pauli und der Hamburger SV. Oder 1860 München und die Bayern. So ungefähr muß man sich das Verhältnis zwischen Espanyol Barcelona und dem FC Barcelona vorstellen. Mit dem feinen Unterschied, daß man dem zweiten Fußballverein der katalanischen Hauptstadt trotz des Gründungsjahres 1900 kaum Geschichte, keine temperamentvolle Anhängerschaft und auch keinen auffälligen Charakter nachsagen kann, es sei denn, er läge im legendären Torwart Zamora, der hier in den zwanziger Jahren gespielt hat. Während der ruhmreiche FC Barcelona alle Aufmerksamkeit der Medien aufsaugt und obendrein als Aushängeschild des Katalanismus fungiert, gilt die Mannschaft des Lokalrivalen als respektable graue Maus der Primera División. (…) Schon der Vereinsname – er bedeutet ’spanisch‘, aber in katalanischer Sprache – steht im Widerspruch zu den stärksten Gemütswerten der Stadt. Da paßt es, daß Espanyol seit zehn Jahren im großen, oft gähnend leeren Olympiastadion spielen muß, das sich nicht einmal beim Besuch von Werder Bremen ganz füllen dürfte.“

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