Bundesliga
Eine fast schon kitschige Interpretation der Werder-Doktrin
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| Dienstag, 8. Mai 2007Pressestimmen zu den Sonntagsspielen in Berlin und Leverkusen: Die Presse wertet das 4:1 Werder Bremens fast als Überraschung / Respekt für Ernst Middendorp
Roland Zorn (FAZ) gratuliert Werder Bremen dazu, daß es seinen Kurs wieder eingeschlagen habe: „Ein Team, eine Richtung, ein Ziel: Nachdem der Vorhang im nervenden Wechseltheater um Miroslav Klose vorerst gefallen und die Hoffnung auf einen internationalen Pokal dahin ist, scheint Werder Bremen auf der Zielgeraden zurück zur alten Entschlossenheit und Spielkunst zu finden. Wer geglaubt hätte, die am Donnerstag unter unglückseligen Umständen aus dem Uefa-Cup gekippten Norddeutschen würden am Sonntag auch ihre letzte Titelchance in den Wind schlagen, sah sich gewaltig getäuscht.“ Ronny Blaschke (FR) fügt hinzu: „Die sportliche Genesung des SV Werder innerhalb weniger Tage scheint auf den ersten Blick eine große Überraschung. Bei näherer Betrachtung aber illustriert die Darbietung die größte Stärke der Bremer Führungskräfte: sture Gelassenheit, auch wenn sich alles gegen sie zu wenden scheint.“
Sven Goldmann (Tagesspiegel) hingegen hält die Kritik an (dem Stürmer) Klose aufrecht: „Ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Meisterschaft wissen die Bremer nicht so recht, was sie mit ihrem ehedem besten Stürmer anfangen sollen. Kloses Krise wird oft an den ungeschickten Verhandlungen mit Uli Hoeneß festgemacht. Doch da war die Krise schon akut. Von seinen dreizehn Bundesligatoren in dieser Saison hat Klose ganze zwei in der Rückrunde erzielt. Auf Dauer aber hilft Werder nur ein gut gelaunter Klose weiter. In Berlin war davon wenig zu sehen, jedenfalls solange das Spiel noch eine ernst zu nehmende sportliche Auseinandersetzung war.“ Claudio Catuogno (SZ) schreibt über den Schützen dreier Treffer: „Es war eine fast schon kitschige Interpretation der Werder-Doktrin, wonach jeder ersetzbar ist, daß sich einfach ein anderer Stürmer in den Mittelpunkt spielte: der Schwede Markus Rosenberg, im Winter aus Amsterdam gekommen, der auftrumpfte wie eine Art verkleideter Klose in seinen besten Tagen.“
Notwendige Radikalkur
2:1 in Leverkusen – Gregor Derichs (FAZ) findet den Verantwortlichen für die Bielefeler Rettung in Ernst Middendorp: „Kein anderer Trainerwechsel in dieser Saison war so effektiv. Middendorp, hat das Team umgekrempelt und das Defensivkonzept durch eine forsche Offensivtaktik ersetzt.“ Felix Meininghaus (Financial Times) ergänzt: „Die Methoden des oftmals raubeinigen Middendorp sind nichts für zarte Gemüter. So stellte er sogar den zuvor unumstrittenen Hain infrage. Viel zu leise agiere der Keeper, kritisierte Middendorp und drohte mit der Bank. Auch andere Leistungsträger bekamen ihr Fett weg. Für das Bielefelder Seelenleben erwiesen sich die Attacken als notwendige Radikalkur.“