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Konzept und Klugheit

Oliver Fritsch | Freitag, 18. Mai 2007 Kommentare deaktiviert für Konzept und Klugheit

Viel Lob für den siegreichen Finalisten FC Sevilla und viel Lob für das unterlegene Espanyol Barcelona

Ronald Reng (FR) wendet sich gegen die übliche Lesart und hebt das Besondere und die Qualitäten der beiden Finalisten hervor: „Als wäre dies noch das 19. Jahrhundert und der Beginn der Nationalstaaten, so werden Europacupsiege gerne als Erfolge nationaler Ideen verkauft; in Wahrheit gibt es auch in Spanien genug Erstligisten, die ihr Geld verschleudern und alle paar Monate den Kurs ändern. Diese beiden Klubs aber wissen genau, was sie tun. Weil es taktisch besser war – und nicht, weil Miroslav Klose mit Bayern München verhandelte – schlug Espanyol Bremen im Halbfinale. Systematisch setzt es auf die eigene Ausbildung, sieben Spieler aus der eigenen Zucht standen beispielsweise in der Elf gegen Werder, wo gibt es das heute noch? Der Fußball jedoch erinnert sich nicht gerne an Verlierer. So ist das Modell, das nun herumgezeigt wird, jenes des FC Sevilla. Das taktische Detail wird in Sevilla nicht weniger gepflegt als bei Espanyol. Für jeden Gegner verändert Trainer Juande Ramos radikal Stil und Aufstellung. Das wirklich Erstaunliche ist, daß Sevilla kühl alle Spieler, die schon wie Stars aussahen für Wahnsinnssummen verkaufte, damit finanziell gesundete, und trotzdem die Mannschaft immer besser wurde. Es liegt an den Wundern von Monchi. So taufte El País all jene vermeintlich gewöhnlichen Spieler, die Sevillas Sportdirektor Monchi aus allen Winkeln der Welt anschleppt. Der globale Markt ist überschwemmt von ordentlichen Spielern, die Kunst ist, diejenigen mit gewissem Extra zu erkennen. Monchi hat, wie es im Englischen heißt, the touch. Das Gespür.“

Matti Lieske (Berliner Zeitung) zollt den Teams seine Anerkennung: „Der Boden war tückisch, der Ball glitschig, was seine Kontrolle und das schnelle, direkte Spiel nach vorn, das beide Mannschaften so versiert beherrschen, zu einer komplizierten Angelegenheit werden ließ. Daß es trotz dieser Bedingungen dennoch immer wieder mitreißende Spielzüge, technische Feinheiten und kleine Zirkusnummern zu bestaunen gab, unterstrich die große Klasse der Finalisten.“ Julia Macher (Tagesspiegel) versieht Sevillas Torhüter mit einem Extralob: „Gegen den neuen FC Sevilla zu verlieren, ist keine Schande. In keiner Saison haben die Aufsteiger aus dem Süden so von sich reden gemacht wie in dieser. Mit dem silbernen Kelch im Gepäck träumt der Klub noch von den Titeln in der Liga und im Pokal. Den Helden, den es für solche Erfolgsgeschichten braucht, hat man in Andrés Palop gefunden, einem gebürtigen Valencianer, der dort stets im Schatten von Santiago Cañizares stand und erst seit dem Wechsel in den Süden zeigen kann, was in ihm steckt.“

Reng schreibt uns deutschen Kollegen sein Fazit hinter die Ohren: „Die Ignoranz, mit der viele deutsche Medien den Uefa-Cup kleinreden, ist unpassend. Es ist nur zu hoffen, daß der deutsche Profifußball diesen Wettbewerb aufgeschlossener als viele Berichterstatter verfolgt hat, denn der FC Sevilla – ein Weltklasseteam – und das unterlegene Espanyol Barcelona sind Vorbilder dafür, daß Konzepte und Klugheit sogar im Fußball zum Erfolg führen können.“

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