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Am Grünen Tisch

Gotteslästerung

Oliver Fritsch | Mittwoch, 30. Mai 2007 Kommentare deaktiviert für Gotteslästerung

Thema in der Fußballpresse heute: Auf dem Fifa-Kongreß in Zürich wird der schottische Neuling John McBeth für seine Kritik an der Fifa und an Joseph Blatter der Ethik-Kommission übergeben

Jens Weinreich (Berliner Zeitung) erwartet nicht, daß sich die Fifa mit McBeths Vorwürfen inhaltlich befassen wird: „Mit seinen Äußerungen beschäftigt sich jetzt die Fifa-Ethikkommission, jenes bizarre Grüppchen, das gern auch Journalisten zu unerwünschten Personen in der Fifa-Familie erklärt und sich in schweren Fällen, wie etwa bei Jack Warner, stets großzügig zeigt. Wenig deutet darauf hin, daß die Ethiker unter Leitung von Lord Sebastian Coe, Boß des olympischen Organisationskomitees London 2012, diesmal ausnahmsweise gründlich arbeiten. Denn sie laufen Gefahr, den Wahrheitsgehalt von McBeths Äußerungen zu beweisen. Das aber ist nicht im Interesse des Auftraggebers. So werden die Krönungsfeierlichkeiten weiter ohne größere Zwischenfälle ablaufen.“

Jörg Winterfeldt (Welt) rechnet mit Konsequenzen für McBeth: „Zwar im Staatssystem einer konstitutionellen Monarchie aufgewachsen, hatte sich der Schotte in einem großen Interview irrtümlich demokratische Rechte der Meinungsfreiheit gestattet – und damit gegen die ungeschriebenen Gesetze der Fifa verstoßen: McBeth geißelte Korruption, die Gier armer Verbände und kritisierte Blatter. Aller Voraussicht nach müssen die vier Verbände [gemeint sind die vier britischen Fußballverbände England, Schottland, Wales, Nordirland; if] nun einen neuen Vertreter wählen, denn die Fifa scheint entschlossen, die Gotteslästerung zu ahnden.“

Tsp: Ein unerwünschter Gast – die Fifa weiht ihre neue Zentrale in Zürich ein, aber der Schotte McBeth wird heimgeschickt
NZZaS: Joseph Blatter kann seiner Wiederwahl als Fifa-Präsident locker entgegenblicken
NZZ: Fifa strotzt vor Gesundheit

Abziehbild der Fifa

Weinreich beäugt die Maßnahmen des neuen Uefa-Präsidenten skeptisch: „Michel Platini revolutioniert die Uefa in einer besonderen Art. Er läßt das Management bluten, das unter Olsson und Johansson doch die Geschicke des Verbandes wie einen modernen Konzern geleitet hat und seinerzeit auch die Beraterfirma Boston Consulting eingebunden hatte. Man muß nicht alles loben, was da in Nyon von professionellen Fachleuten fabriziert wurde, unterm Strich aber war die Uefa solide geführt. Fehler wurden in der Uefa-Verwaltung vor allem auf politischem Terrain gemacht, etwa unter Olssons Vorgänger Gerhard Aigner. Nun übernehmen in der Uefa wieder Ehrenämtler in bald neunzehn statt wie bisher elf Kommissionen das Kommando. Jeden einzelnen von ihnen darf nur einer vorschlagen: der Präsident. Eine Menge Posten hat er da in Zukunft zu verteilen, um alte Schulden abzutragen. Im Prinzip ist die Uefa derzeit ein Abziehbild der Fifa.“

Rückblick: Aus einer Sonneborn-Lesung

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