Deutsche Elf
Nicht vom Weg abzubringen
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| Freitag, 8. Juni 2007Viel Lob für Joachim Löw und die Nationalelf, eher für die ganze Saison und die Perspektive EM, weniger für das 2:1 gegen Slowakei
Philipp Selldorf (SZ) malt die Zukunft der DFB-Elf in den schönsten Farben: „Im internationalen Wettbewerb ist die Nationalelf das Gesündeste, was Deutschlands Fußball zu bieten hat. Sie hat damit die Skeptiker widerlegt, die den Erfolg bei der just vor einem Jahr gestarteten WM mit dem Ausnahmezustand und dem konstruktiven Wahnsinn des Turniers im eigenen Land erklärt haben. Die Stärke der Mannschaft besitzt eine reale und fundierte Basis und außerdem einen reicheren personellen Hintergrund. Spieler wie Jansen, Fritz oder Gomez sind hinzugekommen, andere wie Kuranyi oder Hitzlsperger haben sich weiterentwickelt, Talente wie Helmes oder Schlaudraff können noch wertvoll werden. (…) Herrschende Meinung im Land ist, daß Joachim Löws Nationalelf nicht nur die Zulassung zur EM erhalten, sondern dort auch gleich als Favorit antreten wird.“
Andreas Lesch (Berliner Zeitung) läßt Kritik am Spiel gegen die Slowakei nicht gelten: „Es wäre falsch, die Mannschaft wegen ihrer Schwächen zu rügen. Die Nachricht des Abends war schließlich eine gute: Die deutsche Mannschaft läßt sich nicht von ihrem Weg abbringen, auch jetzt nicht, da ihr die Kräfte schwinden. Sie verfügt souverän über ihre Möglichkeiten und dosiert sie pragmatisch und geschickt. In der zweiten Hälfte tat sie wenig, weil auch die Slowaken wenig taten. Hätten die Slowaken sich gegen die Niederlage gestemmt, hätte auch die deutsche Mannschaft ihre Betriebstemperatur wieder erhöht.“
Michael Horeni (FAZ) verweist auf die gewachsene Autorität des Nationaltrainers: „Joachim Löw verkörpert die moderne Fußballdialektik in einer so überzeugenden Weise, daß die Frage nach der Emanzipation von Jürgen Klinsmann schon nach den ersten Spielen gar nicht mehr gestellt wurde. (…) Das Bewußtsein im deutschen Fußball hat sich in diesem Jahr verändert, und der Anteil der Nationalelf daran ist nicht gering. Das spiegelte sich in den Reaktionen auf die jüngste Auseinandersetzung zwischen Bierhoff und Hoeneß. Der Teammanager hatte auch im Sinne des Bundestrainers eine bessere Saisonplanung für Nationalspieler wie Podolski und Schweinsteiger gefordert, eine langfristigere Karrierekonzeption eben. Hoeneß verbat sich empört die Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Bayern. Die Bundesliga jedoch hat dazu geschwiegen, Hoeneß stand allein. Diesmal verfing die Polemik nicht – Argumente wurden gewichtet. Diese erstaunliche und erfreuliche Entwicklung ist vielleicht das eigentliche deutsche Fußballwunder 2007.“