Am Grünen Tisch
Querdenker und Verlierer
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| Dienstag, 31. Juli 2007Wolfgang Hettfleisch (FR) wertet den Verzicht Wolfgang Holzhäusers auf seine Kandidatur zum Vizepräsidenten der DFL als Verlust: „Der kluge, aber oft spröde Hesse ist so etwas wie der Anti-Calmund. Er spricht nicht die Sprache des Fans und kann besser mit Zahlen jonglieren als mit Bällen. Das ist im heutigen Profifußball allemal besser als umgekehrt, sorgt im weitgehend von Ex-Profis beherrschten Geschäft aber noch immer für Irritationen. Gefolgschaft sichert es jedenfalls nicht.
Zum Politiker ist Holzhäuser nicht geboren. Die Frage, die sich nun stellt, lautet: Kann es sich die Liga leisten, auf seine Kompetenz dauerhaft zu verzichten? In komplexen Verhandlungen mit dem DFB, der EU oder dem europäischen Ligenverband EPFL sind Erfahrung und Detailwissen alles. Die Calmunds dieser Welt können das jedenfalls nicht.“
Roland Zorn (FAZ) stimmt ein, nennt aber die politischen Fehler Holzhäusers: „Er bleibt der Liga ja erhalten und wird – darauf darf gewettet werden – nach einer kurzen Pause auch seine Meinung weiter zum Besten geben. Wer so viele Ideen und zu fast allem etwas zu sagen hat wie Holzhäuser, dürfte auch in der ‚außerparlamentarischen Opposition‘ Kontrapunkte zu setzen verstehen. Seinen Verbleib innerhalb der Spitzengremien des Ligaverbands aber hat sich der grüblerische Hesse selbst verbaut, weil er zuletzt vielleicht zu sehr auf sich selbst gehört hat, statt im Gespräch mit anderen seine Wahlchancen zu ergründen. Zweifellos wird er am 7. August, wenn die 36 Vereine und Kapitalgesellschaften der Ersten und Zweiten Bundesliga den neuen Vorstand und Aufsichtsrat des Ligaverbandes wählen, der große Verlierer sein. (…) Der Mann, der vor Jahren den mächtigen Bayern bei Bedarf mutig Kontra gab, wird in den Gremien zuzeiten vermißt werden. Holzhäuser war nämlich immer ein Vorausdenker, gelegentlich sogar ein Querdenker, der anregend wirkte und auch Lösungen fand, gerade wenn ein Problem besonders sperrig wirkte. Vielleicht kehrt er ja in ein paar Jahren zurück. Er wäre nicht der erste Wahlgewinner von morgen, der gestern noch ein Wahlverlierer war.“
FR/Hintergrund Holzhäusers Verzicht: Rückzug eines Ungeliebten
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