Bundesliga
Zauberhaft und prickelnd
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| Freitag, 10. August 2007Vorfreude auf die neue Saison
Ludger Schulze (SZ) stimmt uns ein auf den Saisonstart: „Für Millionen Bundesbürger endet gerade die schönste Zeit des Jahres: Ferien, Strand, Sonne. Für mindestens genauso viele Menschen aber fängt die schönste Zeit des Jahres erst an: die Fußballsaison. Der Volkssport Nummer eins zählt längst zum alltagskulturellen Ritual der Deutschen – wie die Tagesschau oder der Italiener um die Ecke. Doch noch nie haben sie derartige Vorfreude und gespannte Erwartung empfunden, obwohl die Fachleute in ungewohnter Einigkeit die sportlich langweiligste Spielzeit in der 44-jährigen Geschichte des deutschen Profi-Fußballs vorhersagen. Den heftigsten Reiz, sagen die Auguren, beziehe die Liga noch aus dem Wettstreit um Tabellenplatz zwei, die Meisterschaft hingegen sei so gut wie vergeben an den übermächtigen FC Bayern München. Trotzdem boomt das Geschäft mit dem Plastikball hierzulande wie nie zuvor. Fast in sämtlichen Bereichen sind Rekorde zu vermelden – oder zu erwarten. Deutschland ist fußballverrückter denn je.“
Roland Zorn (FAZ) befasst sich mit der starken Anziehungskraft der Bundesliga: „England ist der große Kostentreiber; nicht zuletzt deshalb haben die Preise für Profis in dieser Saison schwindelerregende Höhen erreicht. Hohe Ausgaben in der Bundesliga deuten noch lange nicht auf ein garantiert höheres Niveau als zuletzt. Der hauseigenen Attraktivität der Bundesliga schaden ihre im europäischen Vergleich unverkennbaren qualitativen Mängel aber nicht. Der eigene Wettbewerb blüht, die Fans strömen in die Stadien, und die Sponsoren – sie zahlten zuletzt per annum den europäischen Spitzenpreis von 360 Millionen Euro – stehen wie gehabt Schlange. Die Bundesliga-Atmosphäre wird zauberhaft und prickelnd bleiben – und das nicht nur, wo Münchner Flair den Bayern-Fans den Kopf verdreht.“
Matti Lieske (Berliner Zeitung) kritisiert die Stuttgarter Vereinsführung, rechnet aber mit einer starken Mannschaft: „Jedes Mal, wenn der VfB Stuttgart zuletzt das Näschen ein bisschen zu weit nach oben reckte, bekam er schnell eins drauf. (…) Stuttgart ist nicht Bremen, wo sich die Vereinsführung vornehm im Hintergrund hält und das Gespann Klaus Allofs und Thomas Schaaf in Ruhe seine Arbeit tun lässt. Beim VfB regieren Leute wie der SPD-Politiker Erwin Staudt als Präsident und der Arbeitgeber-Chef Dieter Hundt als Aufsichtsratsvorsitzender. Die vertragen es schlecht, wenn andere im Rampenlicht stehen, mischen sich gern in den fußballerischen Bereich ein und zeichneten auch für den desaströsen Trapattoni-Coup verantwortlich. Zu Beginn der letzten Saison waren sie nahe dran, Armin Veh vor die Tür zu setzen, und nach dem Gewinn der Meisterschaft weit entfernt davon, deren Protagonisten übermäßig dankbar zu sein. Sie zierten sich bei der Vertragsverlängerung von Horst Heldt und kanzelten ihn mit seinem Wunsch nach einem Platz im Vorstand brüsk ab. Staudt verglich den Manager mit einem ‚Zeitungsvolontär, der einmal einen guten Artikel rausgehauen hat‘, Hundt nannte ihn abschätzig einen Lehrling. Mit vereinten Kräften hätten sie es fast geschafft, Heldt nach Wolfsburg in die offenen Arme des Felix Magath zu treiben. (…) Beim Spiel gegen Schalke wird die Meisterschale im Stuttgarter Stadion präsentiert. Ganz unmöglich ist es nicht, dass sie auch am Ende der Saison wieder dort landet. Vorausgesetzt, es gelingt, die Kluboberen vom Selbstzerstörungsknopf fern zu halten.“
FAZ-Interview mit Horst Heldt: „Den FC Bayern können wir nicht kopieren“
FAZ: Sammelsurium der Superlative – vor dem Saisonstart der Zweiten Liga
FR: Fußballstudie von Ernst & Young: Die Bundesliga verspricht im Vergleich der fünf europäischen Fußball-Topligen gemeinsam mit der französischen Ligue 1 derzeit den ausgeglichensten Wettbewerb und damit die meiste Spannung
SZ: Die Kaufkraft der deutschen Klubs ist im Vergleich zu Spanien, England und Italien bescheiden. Dennoch haben die meisten Vereine investiert wie noch nie
NZZ: Die Präsidentenlogen der besten englischen Fußballklubs waren einst einheimischen Industriekapitänen vorbehalten, für die der Besitz eines Vereins Statussymbol war; heute dominieren internationale Investoren. Mit den Besitzern haben sich auch die Motive verändert