Bundesliga
Wir sind noch nicht bereit für diese Liga
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| Dienstag, 14. August 2007Nachtrag zum 1. Spieltag: zwei überraschende Auswärtssiege der Aufsteiger Karlsruhe und Duisburg bei den Favoriten Nürnberg und Dortmund
Schwermut und Schwerfälligkeit
Nach dem 1:3 gegen Duisburg fürchtet Richard Leipold (FAZ) einen Dortmunder Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten: „Das Spiel rief bei der verprellten Kundschaft Gedanken an ein Déjà-vu hervor. Schon vor einem Jahr hatte eine Fülle solcher Darbietungen Dortmund erst in eine wochenlang anhaltende Depression gestürzt – und schließlich sogar in akute Gefahr. Die Fans hatten die Irrfahrt durch die Abstiegszone mit bemerkenswerter Langmut hingenommen, in dem festen Glauben, in der neuen Saison für ihre Geduld belohnt zu werden. Hätte der BVB in diesem Sommer nicht die sagenhafte Anzahl von 50.600 Dauerkarten abgesetzt, müsste er eine Vertrauenskrise befürchten. Aber auch so könnte die zuletzt schon fast unnatürlich anmutende Vorfreude ins Gegenteil umschlagen. (…) Während die Dortmunder gegen Schwermut und Schwerfälligkeit ankämpfen, fällt den Duisburgern zu Beginn manches leichter als erwartet – auch weil sie Anschubhilfe bekamen, nicht nur im Spiel, sondern auch beim Prolog. ‚Es ist schön, so unterschätzt zu werden. Wenn man die Vorberichterstattung liest, ging es nur um die Höhe des Dortmunder Sieges‘, sagte MSV-Kapitän Ivica Grlic. Auf dem Platz ging es nur um die Höhe des Duisburger Sieges.“
SZ: Nach dem Startdebakel gegen Duisburg müsste Borussia Dortmund als Abstiegskandidat gelten
Paradevorstellung
Volker Kreisl (SZ) schreibt über den 2:0-Erfolg Karlsruhes in Nürnberg: „Hans Meyers Warnungen vor diesem Aufsteiger klangen zuvor nach der üblichen taktischen Übertreibung, aber dann stellte sich heraus, dass die Mannschaft von Trainer Edmund Becker genau jene Gefahr darstellte, die Meyer an die Wand gemalt hatte: In der ersten Viertelstunde präsentierten sich die Karlsruher noch schüchtern wie Schauspielanwärter vor der ersten großen Jury. In der zweiten Viertelstunde wagten sie ein paar Pässe, die allerdings danebengingen. In der dritten Viertelstunde kamen die Pässe an, und kurz vor der Halbzeit stand es 1:0. Nach der Pause machte der KSC dann die Räume diesseits der Mittellinie dicht, als wäre er niemals aus der Bundesliga abgestiegen, konterte keck zur Entlastung und kam zum 2:0, was die Nürnberger endgültig demoralisierte. Eigentlich wäre noch eine letzte Viertelstunde zu spielen gewesen, aber an eine Wende war nicht zu denken. Eine Paradevorstellung für einen Aufsteiger, die nur möglich war, weil der Favorit mithalf. (…) Bis der 1. FC Nürnberg wieder zu jener spielstarken Mannschaft der vergangenen Saison wird, in der die Spieler als homogene Gruppe auftraten, dürfte es noch länger dauern als nur eine Woche bis zum nächsten Pflichtspiel.“
Bombensichere Voraussagen
Mit großen Augen vergleicht Gabriele Marcotti (Times) die Einkaufspolitik der Bayern mit einem Commodore-Spiel: „Nennen wir es die ‚Nuklear-Option‘. Erinnern sie sich noch an diese Video-Ballerspiele aus den 80ern? Das eigene Raumschiff war mal wieder eingekreist von den Bösen, aus allen Ecken steuerten gefährliche Missiles auf einen zu, die eigenen Energie-Levels fast am Boden. Da blieb nur die eine Option, die sich ‚Bombe‘ nannte. Auf Knopfdruck gab es eine gewaltige Detonation und alle Feinde am Bildschirm waren weg. Genau das hat Bayern München diesen Sommer getan. Nach einer albtraumhaften letzten Saison, zogen die Bayern den Zünder. Sie taten, was sonst kein Team in Deutschland kann: Sie machten die Koffer weit auf und gaben Geld aus wie kein anderer Club in Europa. (…) In einer weiterhin boomenden Bundesliga dürfte es dieses Jahr zur triumphalen Rückkehr des FC Bayern kommen. Nur schade, dass wir sie dieses Jahr nicht in der Champions League sehen werden.”
Oskar Beck (Welt) jongliert mit Expertenprognosen: „Zehn Punkte Vorsprung sind das Mindeste, was demoskopische Hochrechnungen und sonstige bombensichere Voraussagen den Bayern schon jetzt bescheinigen. Als einziger Trost bleibt der Konkurrenz pikanterweise ein Landsmann von Ribéry, der unvergessene Staatspräsident Pompidou, der gesagt hat: ‚Ein Ruin kann drei Ursachen haben: Frauen, Wetten – oder die Befragung von Fachleuten.‘ Was ist sonst noch sicher nach diesem Start in die neue Saison? Erstens: Mit Bielefeld ist zu rechnen – nicht mit Wolfsburg, wie viele irrtümlich dachten, nur weil Felix Magath dort jetzt bei Pressekonferenzen grünen Tee trinkt. Auch die grünen Haare, mit denen Marcelinho in dieser Saison trickst, haben nicht viel verändert – nur die Eintrittskarten sind teurer geworden. Jedenfalls haben die Wolfsburger Wünsche einen mindestens ebenso deftigen Rückschlag erlitten wie die in einer Umfrage geäußerte hohe Erwartung der Fußballfans, dass Friedhelm Funkel als erster Trainer gefeuert wird. Nach dem Sieg über die Hertha hat er diese fragwürdige Ehre an Lucien Favre weiter gereicht, der dieser Tage gesagt haben soll: ‚Wir sind noch nicht bereit für diese Liga.‘“
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Englische Presse bearbeitet und übersetzt von Alexander Neumann (London)