Am Grünen Tisch
Fülle an Fehlern und Peinlichkeiten
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| Donnerstag, 16. August 2007Zum ersten mal hat ein Fußballverein, und zwar der TuS Makkabi, den Aufstieg über ein „Nicht-Sport“-Gericht erklagt; die Presse stößt sich an dieser Formalie
Arnd Festerling (FR) verweigert ihm dieses Recht: „Hätte der Verein vor ein ordentliches Gericht ziehen dürfen? Er hat als Mitglied des Landesverbandes dessen Statuten akzeptiert und sich damit dessen Rechtsordnung unterworfen. Das geht bei Banalitäten wie den Spielregeln los und reicht über die Akzeptanz der Schiedsrichterentscheidungen bis hin eben zur Anerkennung der Sportgerichtsbarkeit. Eine Forderung, die bei den gewohnten Ungerechtigkeiten des Sportbetriebes allemal recht und billig scheint. Oder sollen Gerichte über Abseitsentscheidungen urteilen, soll die Dauer von Sperren vor dem Amtsgericht nachverhandelt werden? Aus guten Gründen urteilen Gerichte, wenn überhaupt, über Klagen gegen WM- oder Olympia-Nominierungen und halten sich aus Fragen des Spielbetriebs heraus. Schließlich ist es sinnvoll, dass der Sport die Regeln überprüft, die es nur gibt, weil er sie gesetzt hat. Und die nur gelten, weil alle sie akzeptieren. Andere Begründungen gibt es nicht.“
Christian Tretbar (Tagesspiegel) fügt hinzu: „Der Fall wirft Probleme auf: zum Beispiel, wie es bei den Sportrichtern des Berliner Fußballverbandes zu den Verfahrensfehlern kommen konnte. Eine Beiratsentscheidung sei in der ersten Instanz falsch ausgelegt worden, heißt es entschuldigend. Schließlich seien die Sportrichter keine Volljuristen, sondern ehrenamtlich Gewählte. Oft sogar ohne jeglichen juristischen Hintergrund. Und das wirft das zweite Problem auf: Muss der DFB nicht Möglichkeiten prüfen, wie der Verband mehr Juristen gewinnen kann, die in unteren Spielklassen eine komplexe juristische Arbeit aufnehmen? Drittens sollte sich Makkabi die Frage stellen, ob der Gang vor ein Gericht, was zwar gutes Recht des Vereins ist, auch verhältnismäßig war. Schließlich hat sich der Klub mit der Teilnahme an Punktspielen der Sportgerichtsbarkeit unterworfen. Deshalb sollte der Verein auch mit Entscheidungen des Verbandes leben. Sogar mit fehlerhaften.“
Lizas Welt hingegen gibt dem Makkabi-Präsidenten Tuvia Schlesinger in seiner Beschwerde recht: „Angesichts der kaum zu fassenden Fülle an Fehlern und Peinlichkeiten, die sich sowohl das Verbandsgericht als auch der Berliner Fußball-Verband geleistet haben – und die auch nicht mit dem Verweis auf den Laienstatus der Fußballrichter zu entschuldigen sind –, ist das Resümee des Makkabi-Präsidenten mehr als nachvollziehbar. Formal mögen der Spielabbruch im vergangenen September und der von den Hobbyjuristen verschuldete Streit um die Punkte aus dem Wiederholungsspiel nichts miteinander zu tun haben. Dass der TuS Makkabi aber ohne jedes eigene Zutun als mehrfach Geschädigter aus dem Ganzen hervorgeht, ist schlichtweg absurd. Die Sturheit und Hartnäckigkeit, mit der das Sportgericht sich trotz offenkundiger schwerster Fehler selbst dem sinnvollen Kompromiss verweigert, eine Kreisliga um einen Verein aufzustocken, grenzt ans Groteske und legt den Verdacht nahe, dass hier tatsächlich ein unliebsamer Verein benachteiligt werden soll.“
Hintergrund (BLZ): Kreisligist TuS Makkabi erwirkt Aufstieg vor Gericht
FR: Nicht nur öfter gewinnen, sondern auch besser wirtschaften als alle anderen – das ist das Mantra des FC Bayern. Doch Rekordtransfers und Stadionprobleme ändern die Lage