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Ascheplatz

Zum Siegen verdammt

Oliver Fritsch | Donnerstag, 30. August 2007 Kommentare deaktiviert für Zum Siegen verdammt

Frank Heike (FAZ) befasst sich mit dem jüngsten immensen Personaltausch beim Hamburger SV, der heute im UI-Cup gegen Budapest auch um Geld spielt: „Dies beschreibt einen bedenkenswerten Zustand des Profi-Fußballs: Bei vielen Klubs ist Kontinuität im Kader ein Fremdwort. Während die Spitzenteams aus München (mit der Ausnahme in diesem Jahr), Bremen und Schalke ihre Mannschaften vorsichtig punktuell ändern, sind die Vereine auf dem Sprung nach vorn ungeduldig und allzeit bereit, Konzepte über den Haufen zu werfen – im Grunde nämlich mit jedem neuen Trainer, der neue Ideen, neue Verbindungen, neue Lieblingsspieler mitbringt: Hertha BSC Berlin, der HSV und der VfL Wolfsburg sind die besten/schlechtesten Beispiele dafür. Alle drei Vereine haben in diesem Sommer komplette Teams ausgetauscht. Der Rückblick auf die Horror-Serie hat für den HSV auch ein Gutes – das Ende nämlich. Unter Stevens wuchs der orientierungslose Hamburger Haufen zusammen; Stevens vermittelte der Mannschaft die notwendige Ernsthaftigkeit und brachte sie nach starker Rückrunde auf Rang 7. Über den verkürzten Hoffnungslauf namens UI-Cup stehen die Hamburger nun kurz vor dem unerwarteten Aufstieg. (…) Diese Mannschaft ist zum Siegen verdammt – weil finanziell alles auf Kante genäht ist beim Hamburger SV.“

Gesundbrunnen

Über die ökonomische Bedeutung der Champions-League-Qualifikation für Werder Bremen schreibt Heike (vor dem Spiel in Zagreb): „Für einen Verein in wirtschaftlich problematischer Randlage abseits der großen Geldströme, wie die Bremer es sind, ist die Champions League ein finanzieller Gesundbrunnen. Weil alles teurer geworden ist und es in den meisten Geschäftsfeldern, abgesehen von der Veräußerung des Stadionnamens, kaum mehr Luft gibt, ist die Partie bei Dinamo Zagreb von großer, wenn auch nicht existentieller Bedeutung. Sie [die Vereinschefs] wissen, dass die guten Plazierungen in der Bundesliga die Grundlage für Werders Wachstum sportlicher und wirtschaftlicher Natur sind, dass der Klub aber erst durch die Teilnahme an der Champions League zur international geachteten Adresse geworden ist und als die deutsche Nummer zwei hinter Bayern München wahrgenommen wird. Die Bremer Abhängigkeit von der Champions League ist dabei (wirtschaftlich) viel größer als die der Bayern: Der Umsatz der Münchner ist doppelt so hoch.

Wirtschaftlich unbedeutend

Christian Tretbar und Michael Rosentritt (Tagesspiegel) inspizieren das Uefa-Cup-Regelwerk: „Eine Reform ist dringend nötig, weil der Uefa-Pokal vor allem finanziell an Attraktivität eingebüßt hat. Während in der Champions League zweistellige Millionenbeträge gescheffelt werden, ist im Uefa-Cup seit Jahren wenig zu verdienen. Der AC Mailand kassierte zuletzt als Gewinner der Champions League 39,592 Millionen Euro. Der FC Sevilla bekam als Uefa-Cup-Sieger gerade mal 6,25 Millionen Euro. Schuld an dem Werteverfall ist auch die Uefa. So dürfen im Uefa-Cup auch Mannschaften mitspielen, die sich nur über eine Fairness-Statistik qualifiziert haben. Und nicht zuletzt werden auch noch die Gescheiterten der Champions League im Uefa-Cup untergebracht. Auch der Modus trägt nicht zur Attraktivität bei. Ursprünglich war der Uefa-Cup ein reiner K.-o.-Wettbewerb mit Hin- und Rückspiel. Bis 1998 wurde sogar das Finale in zwei Spielen ausgetragen. Vor drei Jahren glaubte die Uefa, die Reißleine ziehen zu müssen. Sie führte auch in diesem Wettbewerb eine Gruppenphase ein. Das sollte den Vereinen eine gewisse Planungssicherheit geben. Mit der Einführung von Hin- und Rückspielen soll wieder mehr Spannung erzeugt werden. Speziell in den großen Fußballnationen bezog der Uefa-Cup seinen einzig verbliebenen Reiz aus dem K.-o.-Modus. Die Reform tötete aber jede Spannung. In Ländern wie Spanien oder Italien werden bei Spielen im Uefa-Cup nicht mal mehr Fernsehkameras aufgestellt. In Deutschland stieg 2005 die ARD aus der Uefa-Cup-Übertragung aus. Grund: mangelnde Lukrativität. (…) Der Uefa-Cup in der jetzigen Form bleibt das Traumziel für die zweite Reihe von Fußballvereinen. Diese können im Uefa-Cup Sponsoren und Fans etwas internationales Flair bieten. Wirtschaftlich ist der Uefa-Cup schlicht unbedeutend.“

Aufgehübscht

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) beäugt die TSG Hoffenheim, die für einen weiteren Ausländer Millionen auf dem Transfermarkt ausgegeben hat: „Vor gar nicht allzu langer Zeit war die TSG Hoffenheim das vielleicht spannendste Projekt im deutschen Fußball. Der Verein wollte den Beweis erbringen, dass Erfolg nicht von Zufällen abhängt, sondern einem Plan gehorcht. (…) Die TSG versucht geradezu verzweifelt, sich ein bisschen aufzuhübschen. Dazu passt auch, dass sie in diesem Sommer ihr Gründungsjahr 1899 in den Vereinsnamen aufgenommen hat – als Ausweis ihrer langen Tradition. Den Rest der Fußballwelt hat die TSG bisher trotzdem ziemlich gleichgültig gelassen. Das wird sich nun ändern. Das ehemalige Projekt wird zum ersten Mal so etwas wie Emotionen auslösen – bei ihren Gegnern wird es vornehmlich Neid und Verachtung sein. Aber vielleicht gehört auch das zum Plan.“

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