Internationaler Fußball
Verfechter der guten alten Werte
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| Dienstag, 4. September 2007Hanspeter Künzler (ZZ) schildert die zweischneidige Anziehungskraft Roy Keanes, der als Trainer mit Sunderland in die Premier League aufgestiegen ist: „Er verkörperte so ziemlich alle Eigenschaften, die Manchester United eine Dekade lang zum fußballerischen Hassobjekt Nummer eins gemacht hatten. Dazu gehörten ein pathologischer Ehrgeiz, ein oft fast schon ins Fiese gehender Körpereinsatz und das Talent zum Simulieren. Andererseits war Keane ein Spieler seltener Brillanz. (…) Angesichts seines Helden-Images wird nun weitherum erwartet, dass der Ligaerhalt sicher sei. Denn Keane ist zur Sinnfigur geworden für alle Verfechter der ‚guten alten Werte‘ des körperbetonten, auf die ‚Jeder für jeden‘-Mentalität bauenden, jenseits finanzieller Gier handelnden britischen Fußballs.“
Bei Raphael Honigstein (FR) heißt es über ManU gegen Sunderland: „Das Spiel ging zwar aus seiner Sicht mit 0:1 verloren, doch die Rückkehr von Roy Keane ins Old Trafford gestaltete sich zu einem persönlichen Triumph. Die Manchester-United-Fans riefen den Namen ihres Ex-Kapitäns sehr viel lauter als die der aktuellen Spieler, und selbst Alex Ferguson taten ein bisschen die Ohren weh; der United-Trainer muss fürchten, dass ihn sein ehemaliger Spieler auf kurz oder lang auf dem Chefsessel ablösen könnte.“
Pfui!
Sensationelle Frühform
Georg Bucher (NZZ) kommentiert den äußerst gelungenen Einstand Bernd Schusters bei Real Madrid, 5:0-Sieger in Villareal, letzte Woche 3:0-Sieger gegen Valencia: „Das Wort ‚Galacticos‘ macht wieder die Runde, erinnert an VIPs in kurzen Hosen, an Figo, Zidane und Beckham, um nur einige zu nennen. Ablösesummen und Saläre aus galaktischen Dimensionen rechtfertigten ein hierarchisches Prinzip, den Vorrang des Einzelnen vor dem Ensemble, der Show vor dem Arbeitseinsatz. Bis das Kartenhaus zusammenfiel und Fabio Capello zum Recycling gerufen wurde: Ein Albtraum für die Madrilenen. Unter Schuster sind die beiden Ebenen verschmolzen. Individuen stellen sich in den Dienst der Mannschaft. (…) Allerdings birgt die geradezu sensationelle Frühform Gefahren. Allfällige Rückschläge sind angesichts der ins Unermessliche gestiegenen Erwartungen kaum abzufedern. Glücklich schätzen darf sich Barças Trainer Frank Rijkaard, dass nun der Erzrivale im Mittelpunkt steht.“
Die Highlights – oder die Lowlights, wenn Sie das Spiel im gelben Trikot schauen
Religiöse Hoffnung auf eine Klimaverbesserung
Peter Hartmann (NZZ) schreibt über das 5:0 Neapels in Udinese: „In der von der Camorra lahmgelegten Millionenstadt Neapel brennen nicht nur die unentsorgten Müllberge, sondern es glimmt auch wieder eine Art von fast religiöser Hoffnung auf eine Klimaverbesserung durch den Fußball. (…) Das Resultat ist jedoch zu relativieren: Es rächt sich nun, dass Udineses Torhüter De Sanctis sich aus dem Vertrag kaufte und zum FC Sevilla wechselte; der 37-jährige Lückenbüßer Chimenti präsentierte sich als Schießbudenfigur.“
Fünf mal Napoli