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Deutsche Elf

In der Hierarchie weit gefallen

Oliver Fritsch | Mittwoch, 5. September 2007 Kommentare deaktiviert für In der Hierarchie weit gefallen

Die Journalisten, aber auch die DFB-Verantwortlichen sorgen sich um Michael Ballack, der von Chelsea überraschender- und erschreckenderweise nicht für die Gruppenphase der Champions League nominiert worden ist und dessen Knöchel noch immer nicht kuriert ist

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) bricht zwei bis drei Lanzen für Michael Ballack: „Man könnte aus Chelseas Affront gegen den besten deutschen Fußballer auch einen Affront gegen den deutschen Fußball im Allgemeinen herauslesen. Man könnte. Denn Ballack hat auch in seiner Heimat alle Formen der Geringschätzung längst kennengelernt. Bis heute hat sich das Land nicht einigen können, ob der Kapitän im vergangenen Jahr eine mäßige oder eine herausragende Weltmeisterschaft gespielt hat. Im kollektiven Torsten-Frings-Fieber ist sein Beitrag zum Gelingen des WM-Projekts schlichtweg verkannt worden. Das ist typisch. Der FC Bayern hat auch gedacht, er brauche Michael Ballack nicht – und erlebte ohne ihn die dürftigste Saison seit mehr als einem Jahrzehnt. Chelsea scheiterte im Frühjahr in der Champions League – als Ballack verletzt fehlte. Aber soll man vom FC Chelsea wirklich erwarten, dass er daraus die richtigen Schlüsse zieht? Der Klub hält sich für den schärfsten der Welt, obwohl ihm dazu jegliche Voraussetzungen fehlen, Stil genauso wie große internationale Titel. Nur zum Vergleich: Michael Ballack stand bereits öfter im Finale der Champions League als der vermeintliche Weltklub aus London: genau ein Mal.“

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Raphael Honigstein (Tagesspiegel) rätselt ob der Entscheidung José Mourinhos, kommt aber zu keinem schlüssigen Resultat: „Ein wenig Licht in die Angelegenheit kommt, wenn man Chelseas Presseerklärung eingehender untersucht. Der Verein hatte unter seinem Champions-League-Kader auch die komplexen Regularien der Uefa abgedruckt; man wollte offenbar einen versteckten Hinweis geben, warum anstatt der 25 erlaubten Spieler nur 23 nominiert worden sind. Tatsache ist, dass sich die Londoner durch einen groben Planungsfehler in eine missliche Lage gebracht haben: Der Klub kann die Uefa-Auflagen zum Schutz der so genannten local player nicht erfüllen. Vorgeschrieben ist, dass mindestens 3 von 25 gemeldeten Spielern im Verband des Vereins (also in England) und mindestens 3 weitere im Verein (also bei Chelsea) ausgebildet sein müssen. Chelsea hat in Kapitän John Terry jedoch nur einen im Verein ausgebildeten Profi im Kader. Gemäß Statut müssen deshalb 2 Plätze auf der Liste frei bleiben. Die Blues dürften von den zweiunddreißig in der Champions League startenden Teams das einzige sein, das es nicht geschafft hat, einen vollständigen Kader zu benennen. Man geht in Unterzahl ins Rennen. Dieser Fehler wurde nicht direkt zugegeben. Unergründlich bleibt dennoch Mourinhos Entschluss, vier rechte Verteidiger und den verletzten Linksverteidiger Wayne Bridge zu nominieren, Ballack aber außen vor zu lassen. Administrative Probleme allein können nicht erklären, warum Ballack in der Hierarchie so weit gefallen ist. Beantworten können das nur die Chefs von Chelsea. Und da braucht man sich keine Hoffnung auf eine schnelle Aufklärung zu machen.“

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