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Champions League

Diego reif für Real, Schalke noch immer nicht reif für die Champions League?

Oliver Fritsch | Donnerstag, 20. September 2007 Kommentare deaktiviert für Diego reif für Real, Schalke noch immer nicht reif für die Champions League?

Das 1:2 bei Real Madrid als Mutmacher für Werder und als „Bewerbungsspiel“ (FTD) Diegos / 0:1 gegen Valencia als weiterer Beleg der Schalker Unwirtschaftlichkeit

Peter Heß (FAZ) errechnet Plus und Minus bei den Bremern: „Nichts Zählbares hat Werder Bremen vom Ausflug ins Bernabeu-Stadion mitgebracht. Wie gewöhnlich stehen die Hanseaten nach dem ersten Spieltag der Champions League bei null Punkten. Aber die ehrenvolle Niederlage hat den Abwärtstrend der Mannschaft zumindest nicht beschleunigt. Tatsächlich birgt sie sogar einen Kern, aus dem wieder Hoffnungen auf bessere Zeiten erwachsen können. Die 90 Minuten ergaben auch noch ein anderes Bild, das weniger schmeichelhaft aussah: In klaren Farben sprang es in die Augen, wie weit Werder von seinem besten Leistungspotential vor einem Jahr entfernt ist. Was hätte der Bremer Jahrgang aus dem Herbst 2006 mit diesem Real-Team angestellt, das seinem Publikum einen Offensivwirbel präsentieren wollte und dabei die Defensivarbeit vernachlässigte? Die Mannschaft von Bernd Schuster wirkte manchmal unkonzentriert, manchmal hochmütig.“

Ralf Itzel (Financial Times Deutschland) hebt den Bremer Spielmacher hervor: „Gut sah es vor allem aus, wenn Diego an den Ball kam. Der Brasilianer schwang sich trotz der Madrider Stars zum überragenden Akteur des Abends auf. Nach der Partie, in der die Fans von Real ihm immer wieder Szenenapplaus spendierten, waren auch Gegenspieler voll des Lobes. Für die mächtige Sporttageszeitung Marca ist schon jetzt klar, dass Real den Bremer zur nächsten Saison heiß umwerben dürfte.“ Ralf Lorenzen (taz) ergänzt: „Diego wirkte wie der Dolch des Kalifen unter lauter stumpfen Kartoffelschälmessern.“

Die Höhepunkte

Die Torproduktion in Gelsenkirchen stockt

Roland Zorn (FAZ) nennt das, was den Schalkern im Vergleich mit Valenica fehlt, und verordnet ihnen Torschusstraining: „Genick gebrochen, Stich ins Herz – noch sind die Schalker kein Trauerfall für den deutschen Fußball. Doch sie stießen an dem Tag, da sie sich endlich gerüstet glaubten, aus ihrem Schattendasein in der Champions League ins Licht zu treten, wie gehabt an Grenzen. Die mangelhafte Handlungsschnelligkeit, die fehlende Fähigkeit, ein Spiel selbst zu bestimmen, die im Umgang mit dem Ball bei einigen sichtbare Unterlegenheit gegenüber den Spaniern – das waren Ingredienzien zu einer Niederlage, die gleichwohl hätte verhindert werden können. Kuranyi, Westermann und Lövenkrands aber nutzten ihre verheißungsvollen Momente vor dem Tor des unsicheren Cañizares nicht; Valencia genügte ein großer Auftritt zum durchschlagenden Erfolg. Das nennt man effektiv. Valencia kann sogar einen herumgeisternden Keeper wie Cañizares verkraften. (…) Dabei hatten sie alle genau gewusst, mit welch ausgebufftem, schlangenhaftem Widersacher sie es in der Liga der Meister zu tun bekommen würden. Valencia spielt auch in der Primera División besonders gern den Part des unerschütterlichen Spielverderbers: hinten ein Block, vorn bei Gelegenheit unvermittelt zuschlagend.“

Daniel Theweleit (Stuttgarter Zeitung) befasst sich mit Schalker Befinden und den Pfiffen der Fans: „Es gab kein besseres Team, aber ein reiferes. In jedem Fall ist nun auf Schalke das vertraute Gefühl zurück, immer dann zu verlieren, wenn die großen Fußballmomente möglich sind. Vermutlich reagierte das Gelsenkirchener Publikum auch deshalb so dünnhäutig.“ Oliver Müller (Welt) schreibt: „Das unterkühlte Auftreten der Spanier war ein Lehrbeispiel für effizienten, fast minimalistischen Fußball auf taktisch hohem Niveau. Ein Niveau, von dem die Schalker trotz guter Ansätze noch weit entfernt zu sein scheinen.“

Philipp Selldorf (SZ) vermisst Schalker Fortschritte: „Die Gäste nahmen das 1:0 mit wie ein Paket, das sie von der Post abholen – als ob es selbstverständlich wäre. Und wenn man es recht betrachtet, dann war ja auch nichts passiert, was man nicht hätte ahnen können: Es wiederholte sich für die Schalker, was ihnen bei ihren Startauftritten 2001 (0:2 im Heimspiel gegen Panathinaikos) und 2005 (0:1 in Eindhoven) widerfahren war: In einer ohnehin schweren Gruppe hat man es sich gleich noch viel schwerer gemacht, weil in wesentlichen Momenten die international erforderliche Effizienz fehlte. Valencia setzte beharrlich seinen Stil durch und zerdehnte die Partie mit langen Ballstafetten von narkotischer Wirkung. Schalke schaute ehrfürchtig zu, die Zuschauer verstummten. (…) Vier handfeste Chancen gab es – in der Champions League ist das Luxus. Der AC Mailand oder eben der FC Valencia hätten daraus wahrscheinlich sechs Tore gemacht. Aber die Torproduktion in Gelsenkirchen stockt, es fehlen geeignete Fachkräfte, und der arbeitsame Kuranyi ist auch nur mangels einer besseren Alternative der ausersehene Torjäger. Ist Schalke womöglich immer noch nicht reif für die Champions League?“

Hättste den nicht reinmachen können, Kevin Küranyi?

NZZ-Bericht Barcelona–Lyon (3:0)

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