Champions League
VfB Stuttgart, Projekt ohne Zielmarke
Kommentare deaktiviert für VfB Stuttgart, Projekt ohne Zielmarke
| Dienstag, 2. Oktober 2007Vor dem Spiel gegen den FC Barcelona
Christof Kneer (SZ) würde dem VfB Stuttgart, dem stolpernden Meisterteam, am liebsten Ruhe verordnen: „Am Beispiel Stuttgart lässt sich stellvertretend studieren, wie schwer es sein kann, die nächste Stufe zu erklimmen. Sie sind wenig meisterhaft in die Saison gestartet, sie haben aus vier Auswärtsspielen exakt null Punkte erlöst, und es hilft ihnen nichts, dass sie in jedem Spiel 15 bis 20 Minuten wie ein Meister spielen. Auf zwei, drei individuelle Fehler pro Spiel können sie sich im Moment verlassen, und dann kommt die verunsicherte Elf so vom Weg ab, dass ihr keiner mehr den Meister ansieht. Was sie unerwartet trifft, ist die Wucht der öffentlichen Kritik. So wie die Spieler noch lernen müssen, Meister zu sein, so lernen es auch die Verantwortlichen. Diese Mannschaft ist ein Projekt, aber ihr Problem ist, dass sie keine klar definierte Zielmarke hat wie einst Jürgen Klinsmanns Nationalelf. Der konnte seine Mannschaft dem bevorstehenden Sommer 2006 entgegenwachsen lassen, die Mannschaft von Armin Veh wird dagegen immer an einem Sommer gemessen, der bereits vergangen ist – am Meistersommer 2007, dem Gründungsdatum dieser Elf, die einerseits dringend Zeit zur weiteren Reife braucht, andererseits am besten wieder Meister werden soll. An solchen Widersprüchen können Teams auch zerbrechen.“
Bonbonverteiler
Ronald Reng (taz) stellt uns Andrés Iniesta als das Filet Barcelonas vor: „Er ist die Erinnerung, dass dieses Barça immer viel mehr war und ist als die persönliche Magie Ronaldinhos oder Messis. Iniesta steht für die Gemeinschaftswerte der Elf, das blitzende Passspiel, die exquisite Ballsicherheit, die taktische Kontrolle. Er kann den Rhythmus einer Partie nicht so diktieren wie sein Mitspieler Deco, ihm kommt die Inspiration des tödlichen Steilpasses nicht so leicht wie seinem Kollegen Xavi Hernández, aber welcher Fußballer hat so viele Qualitäten wie er? ‚Den Bonbonverteiler‘ taufte ihn sein Trainer Frank Rijkaard wegen seiner zuckersüßen Pässe. Er ist der Liebling der Fußballszene, seit er 11 war. Damals holte Barça ihn aus den Weiten der Mancha, der dürren Heimat Don Quijotes, ins 700 Kilometer entfernte Barcelona; einen 11-Jährigen. Er wurde eine 4. Die Trikotnummer gehört bei Barça dem defensiven Mittelfeldspieler – vor allem aber steht sie mehr als jede andere Position für Barças Stil. Hier ist der defensive Mittelfeldspieler kein Zerstörer, sondern ein technisch brillanter Spieleröffner. Doch zwei von Iniestas Stärken – seine Vielseitigkeit sowie seine Fähigkeit, sich sofort im hitzigsten Spiel zurechtzufinden – bleiben seine Schwäche: Er ist der ideale zwölfte Mann, der immer dorthin geschoben wird, wo etwas zu reparieren ist.“
Fragen darf man ja mal
Jörg Schallenberg (Spiegel Online) vermisst bei den Stuttgarter Politikern das einheitliche Maß in der Skepsis gegen über Doping-Verdächtigen: „Wie ernst es der Stadt Stuttgart mit ihrem eisenmannharten Antidoping-Kurs ist, wird sich bei künftigen Veranstaltungen zeigen. Am Dienstag gastiert der FC Barcelona beim VfB Stuttgart. Der Radprofi Jesus Manzano hat ausgesagt, dass auch die Barça-Kicker zu den Kunden des Blutmischers Eufemiano Fuentes zählen – was nebenbei auch Fuentes in einem später zurückgezogenen Interview erklärt hat. Mehr als die inoffizielle Aussage eines früheren Radprofis lag auch gegen Paolo Bettini nicht vor, sieht man von der ohnehin nicht relevanten Ehrenerklärung einmal ab. Ob die Stadt Stuttgart nun wohl versuchen wird, die Austragung des Spieles zu stoppen? Oder ein BKA-Beamter Ronaldinho nach seinen merkwürdigen Leistungsschwankungen fragt? Fragen darf man ja mal.“
NZZ: Tottis Schreckgespenster – entzauberte AS Roma in der Sinnkrise vor Reise nach Manchester
NZZ: Die Träume von Enschede – der FC Twente sucht den sanften Anschluss an die europäische Zwischenetage