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Bundesliga

Nicht einmal Zweitverein

Oliver Fritsch | Freitag, 5. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für Nicht einmal Zweitverein

Christoph Biermann (Spiegel) macht Hertha auf ihre Gesichtslosigkeit, ihre Anziehungsschwäche und ihre schlechten Sympathiewerte aufmerksam, vermutet jedoch in ihrem Trainer eine Chance zur Wende: „Auch intern ist schon längst klar, dass Hertha ein klares Profil fehlt. Selbst im 18. Jahr nach der Wende steht der Club immer noch für West-Berlin, nur jedes fünfte Mitglied kommt aus dem Osten der Stadt. Doch nicht nur dort verpasst Hertha sein Publikum. Vor allem die Zugereisten haben eine verblüffende Antipathie gegenüber dem Club entwickelt. Über eine Million neue Bewohner sind seit 1989 in die Stadt gekommen, und für die meisten ist Hertha nicht einmal Zweitverein geworden. Wenn in den Kneipen von Berlin-Mitte die Schwaben, Westfalen und Hessen die Bundesliga-Konferenz anschauen, mögen sie Stuttgart, Bielefeld oder Frankfurt die Daumen drücken, vereint gejubelt aber wird bei Gegentoren für Hertha. Gerade in den Teilen der Stadt, die für das neue Berlin stehen, ist Hertha ein Paria. Als Grund dafür werden gern Anekdoten von unangenehmen Fahrten mit fragwürdiger Klientel in der Bahn erzählt. Die sind zwar längst nicht mehr so schlimm wie zu Zeiten der gefürchteten Hertha-Frösche, aber ein Streetworker vom Fan-Projekt Berlin konstatiert immer noch, ‚unpädagogisch gesprochen, einen hohen Proll- und Pöbelfaktor.‘ Irgendwie bekommen sie es bei Hertha nicht hin, solch rauen Ton als Volksnähe zu präsentieren, wie man das von Schalke oder aus Dortmund kennt. Hertha fehlt die lokale Verwurzelung. (…) Lucien Favre versteht nicht nur sein Handwerk, er hat Stil und Humor, Eigensinn und gute Umgangsformen. Dinge, über die Hertha BSC nicht im Übermaß verfügt und daher gut gebrauchen kann.“

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