indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Lust am Untergang

Oliver Fritsch | Samstag, 20. Oktober 2007 Kommentare deaktiviert für Lust am Untergang

Fußball im ZDF – Michael Hanfeld (FAZ) stampft mit dem Fuß: „Grund für echte Verzweiflung war der immer missmutigere Kommentar von Béla Réthy. Mit zunehmender Spieldauer ertrug man ihn immer weniger. Hätte Jürgen Klopp die Sache nicht im Studiogespräch etwas tiefer gehängt (Motto: Wir haben viele leichte Fehler gemacht, die man leicht abstellen kann) und hätte er nicht darauf verwiesen, dass man manchmal aus dem Trott nicht mehr raus- beziehungsweise ins Spiel nicht mehr reinkommt – wären wir glatt wieder bei der Lust am Untergang angekommen, die vor Jürgen Klinsmanns Erscheinen en vogue war. Die deutsche Mannschaft steckt ein solches Spiel weg, bei den Fernsehleuten sind wir uns nicht sicher.“

Florian Töbe aus Karlsruhe ergänzt: „Abgesehen davon, dass Réthy nicht ein einziges Gegentor in seiner Entstehung korrekt kommentiert hat, beurteilte er wiederholt und bereits ab der ersten Halbzeit die Pfiffe des Publikums als ‚berechtigt‘. Ich war fassungslos. PS: Vielen Dank für den indirekten freistoss, er ist mein täglich Brot. Ich kann nicht mehr ohne.“

Ohne faule Theatralik

Wenn Christian Eichler (FAZ) über Rugby nachdenkt, lernen wir auch etwas über Fußball: „Noch ist Rugby anders. Man sieht keine Diskussion mit dem Schiedsrichter und keine albernen Betrugsversuche wie die im Fußball üblichen Verkehrssignale, wenn zwei Spieler gleichzeitig den Arm heben, um einen Einwurf zu reklamieren, obwohl einer der beiden lügt und es weiß. Es gibt keine verzweifelt gefalteten Hände, keine zum ungnädigen Himmel hinaufgeworfenen Blicke. Die faule Theatralik des Fußballs fehlt im Rugby, hier ist das Drama echt. Es gibt auch keinen Personenkult. Rückennummern werden nach Positionen, nicht nach Namen vergeben. Trainer turnen nicht an der Seitenlinie entlang, sie dirigieren von der Tribüne. Wenn sie verloren haben, gehen sie in die Kabine des Gegners, um zu gratulieren. Und anders als im Fußball, wo schon der Gedanke an Regeländerungen bekämpft wird, ist man offen für Neues.“

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