Champions League
Die Bundesliga ist in Europa nicht wettbewerbsfähig
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| Freitag, 9. November 2007Enttäuschte Reaktionen auf die erneut schwachen Leistungen und Ergebnisse deutscher Vereine in der Champions League / Stuttgart wird die Europapokalreife abgesprochen
Christof Kneer (SZ) zieht enttäuscht ein Zwischenfazit und führt die Schwäche der deutschen Klubs auch auf Versäumnisse in der Vergangenheit zurück: „Die üppig alimentierten Klubs aus Mailand, Chelsea, Barcelona, Madrid müssen nicht der Maßstab für Stuttgart, Schalke und Bremen sein, aber mit den Rangers und Fenerbahces, den Piräussen und Trondheims sollte man schon konkurrieren können dürfen. Zwar lassen sich alle drei DFB-Vertreter einer plausiblen Einzelfallprüfung unterziehen (Stuttgart: schwere Gruppe, viele Verletzte; Schalke: ein paar Verletzte, viel Ehrfurcht; Bremen: mittelschwere Gruppe, noch mehr Verletzte) – unterm Strich aber bleibt die Erkenntnis, dass die drei Klubs auf höchster Ebene nicht betriebssicher sind. Sie sind viel zu störanfällig für temporäre Probleme, die Kader sind weder in der Breite noch in der Spitze gut genug besetzt. Auf Jahre hinaus unschlagbar sei der deutsche Fußball, hat der scheidende Teamchef Beckenbauer 1990 kühn verfügt, aber zumindest die Vereinsteams werden sich daran gewöhnen müssen, auf Jahre hinaus schlagbar zu sein. Die Bundesliga ist besser und ausgeglichener geworden, aber sie ist längst nicht heraus aus jenem Loch der neunziger Jahre, als die Sportart gedankenlos vor sich hin verwaltet wurde. Noch immer hat die Liga ein Stil- und Tempoproblem, und die gut ausgebildeten Jahrgänge kommen erst so langsam an die Macht.“
Alex Kintzinger (Financial Times Deutschland) wendet sich ab vom deutschen Vereinsfußball und seinen Verkäufern: „In Deutschlands Eliteklasse oben zu stehen, heißt nicht viel. Die Bundesliga ist in Europa nicht wettbewerbsfähig. Zumindest nicht da, wo richtig Geld verdient wird, wo die echten Stars auflaufen und Kinder ihre Fußballhelden finden – in der Champions League. Offen gesagt wissen wir es doch schon lange: Bläst man den Marketing-Nebel weg, den das Fernsehen über die Bundesliga legt, dann sind da oft langweilige Partien zu sehen. Mediokre Spiele in (noch) vollen Stadien. Rumpelfüßler, wohin man blickt. Erstaunlich, dass die Bundesliga-Manager glauben, dafür höhere Fernseheinnahmen herausschinden zu können als in den meisten anderen europäischen Ländern. Noch erstaunlicher, dass ihnen das einer, Kirch, sogar bezahlen will. Und am erstaunlichsten, dass die Commerzbank ernsthaft überlegt, für diesen Irrsinn zu bürgen. Selbst wenn das Geld fließt und für die Investition gebürgt werden sollte – es hilft der Bundesliga nicht weiter. Für den großen Sprung zurück nach Europa ist es zu wenig. Aber für den Anreiz, die Strukturen deutscher Klubs so zu reformieren, dass das ganz große Geld – und damit große Spieler – kommt, ist es leider zu viel.“
Roland Zorn (FAZ) lässt Ausreden nicht gelten: „Zwölf Spiele, zwei deutsche Siege, das ist die desaströse Wirklichkeit nach dem vierten Spieltag der ‚Königsklasse’, in der die Bundesliga-Repräsentanten den Part des Bettelmanns übernommen haben. Vielleicht wird anderswo im Augenblick einfach nur härter gekämpft um die Chance weiterzukommen. Werder Bremen hat zum Beispiel seine Hoffnungen auf mehr mit Füßen getreten; Schalke 04 hat ein torloses Remis gegen den FC Chelsea ein bisschen zu laut gefeiert; Stuttgart hat seine Talente mit dem Hang zum Jugendfußball unter Erwachsenen verschleudert. Die deutsche Sehnsucht nach dem FC Bayern ist in dieser national verkorksten Champions-League-Saison groß. Ein Verein allein aber kann die Liga auf Dauer nicht voranbringen. Wer jetzt nur über die fehlende Finanzkraft jammert, programmiert schon die nächsten Niederlagen. Auch Standortnachteile können bis zu einem gewissen Grad kompensiert werden: mit Trotz, mit Stolz, mit Qualität im Kollektiv. Daran vor allem fehlt es diesem Bundesliga-Jahrgang auf Europas großen Spielfeldern.“
Neunzig Sekunden Schalker Höhepunkte
Drei Tore und ein Platzverweis in Rom
Spannungen
Ronald Reng (tageszeitung) nennt nach dem 2:4 in Lyon die Probleme und Schwächen der Stuttgarter, sieht aber auch Zeichen der Entwarnung: „Es war ein rasantes Spiel, das noch einmal das Bildnis einer ehemaligen Meisterelf zeichnete: Ihre fehlende defensive, auch geistige Beweglichkeit, um auf Europacup-Tempo zu bestehen, aber auch ihren Drang, anzugreifen, die hohe Geschwindigkeit anzunehmen. Die Analyse, warum sie in Europa scheiterten, wurde längst gemacht – überarbeitete Spielern wie Pardo, Verletzungen, mangelnde Integrationskraft. Die Frage, die sich nach dem Aus stellt, lautet nicht ‚Warum?’, sondern: Lässt die Champions League ein Trauma zurück? Penetranter Misserfolg trägt das Getuschel der Missgunst in jede Elf. Der neue Stürmer Ewerthon ist Ziel des Gezickes der Kollegen. Auch die Beliebtheit von Horst Heldt nähert sich der eines Mannes mit Bayern-Trikot im Stuttgart-Block an, seit er nach dem 1:2 in Rostock die Profis anbrüllte, wie viel Geld sie verdienten. Doch, das zumindest zeigte der Lyoner Abend, diese Spannungen haben längst nicht das Niveau einer Selbstzerstörung erreicht. Die Qualität, sich in der biederen Bundesliga nach oben zu robben, scheint noch immer durch.“
Sechs Tore in Lyon und ein verschossener Elfmeter
NZZ-Bericht Barcelona–Glasgow Rangers (2:0)
Zusammenfassung aus Barcelona
Ein paar Abstauber und ein paar Eier, also insgesamt acht, von Krautsch, Scherrad und Co