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Ball und Buchstabe

Maroder Calcio

Oliver Fritsch | Dienstag, 13. November 2007 Kommentare deaktiviert für Maroder Calcio

Jörg Hahn (FAZ) kommentiert den Todesfall eines römischen Fans und ärgert sich über erste Reaktionen: „Ganz Italien ist fußballverrrückt, im Profifußball des Weltmeister-Landes wird ungeheuer viel Geld bewegt. Und dennoch ist das Unternehmen marode. Die Probleme des ‚calcio’ sind immer wieder wortreich beklagt, niemals aber strukturell gelöst worden. Ob Gewalt, Korruption, Betrug oder Doping, seit Jahrzehnten werden die Krisen lediglich vertagt. Die Zeitabstände zwischen Skandalen und Exzessen werden kürzer. (…) Armes Italien: Wenn die gegenseitige Schuldzuweisung wieder am Anfang der Aufarbeitung steht, ist das neuerliche Scheitern fest programmiert. Bizarr wirkt es, wenn in der offenbar außer Kontrolle geratenen Situation nachgekartet und lamentiert wird, die europäische Fußball–Familie habe im Sommer Italien im Stich gelassen, als sie die Bewerbung um die Europameisterschaft 2012 zurückwies und stattdessen Polen sowie der Ukraine dieses Turnier übertrug. Weil Italien neue Stadien und eine neue Fußball-Kultur braucht, hätte man dem Land eine der herausragenden Veranstaltungen überlassen sollen? Welch ein Gedanke! Zunächst muss der ‚calcio’ erkennbar von alleine den Willen und die Mittel für einen Neuanfang aufbringen. Darauf wartet Europa schon viel zu lange.“

Birgit Schönau (SZ) verteidigt die Fußballoffiziellen: „Der Verband steht jetzt unter Druck, weil nach dem Tod des Lazio-Fans nicht alle Spiele ausgesetzt wurden. Das hätte die nachfolgenden Krawalle im Keim erstickt, monieren die Kritiker. Doch das Gegenteil hätte wahr werden können. Zum Zeitpunkt der Todesnachricht befanden sich bereits zehntausende von Tifosi in den Stadien. Sie wieder herauszuführen, hätte ein viel größeres Risiko bedeutet. Italiens Fußball steht wieder einmal vor Gericht. Das Ausland macht kurzen Prozess: Daumen nach unten. Damit macht man es sich aber zu leicht. Jahrelang hatten die Funktionäre das Hooligan-Problem verharmlost, doch nach dem Tod eines Polizisten vor dem Fußballstadion in Catania im Februar haben sie ihre Hausaufgaben endlich gemacht. Die Klubs distanzieren sich von den Hooligans.“

SZ: Viele italienische Hooligans sind Neofaschisten, ihnen sind die politischen Ideen wichtiger als ihr Lieblingsverein
SZ: Die italienischen Fußballfans bleiben außer Kontrolle, Reiseverbote für Tifosi alleine sind keine Lösung

NZZ: Ein guter Stürmer im falschen Klub – die Tragik des rheinischen Prinzen Lukas Podolski

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