Am Grünen Tisch
Was kümmert es die Fifa?
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| Mittwoch, 14. November 2007Aus der endlosen Reihe Fußball, Politik, Verbrechen und Macht – Peter Burghardt (SZ) sammelt kritische südamerikanische Pressestimmen zum neuesten Geldwäsche- und Vertuschungsverdacht im brasilianischen und internationalen Fußball: „Wie die Justiz in Sao Paulo herausfand, machte der Fußballklub Corinthians dubiose Geschäfte mit der noch dubioseren Spekulantentruppe MSI (Media Sports Investment). Das Geld kam vor allem vom russischen Finanzflüchtling Boris Beresowski, gehandelt wurden unter anderem die argentinischen Profis Carlos Tevez und Javier Mascherano. 209 Volksvertreter in Brasilia hatten ihre Unterschrift für die Untersuchungskommission abgegeben. Doch als abgestimmt wurde, meldeten sich bloß noch 168. 3 zu wenig, die Aktion wurde abgeblasen. Was war passiert? Nun, Brasilien hatte zwischendurch von der Fifa feierlich die Weltmeisterschaft 2014 bekommen. Da soll nicht weiter im Sumpf gewühlt werden. Weitere Nachforschungen ‚könnten die Investoren erschrecken’, soll Präsident Joseph Blatter laut der Zeitung Clarin aus Argentinien gewarnt haben. Wie brasilianische Medien berichteten, übte Brasiliens berüchtigter Verbandspräsident Ricardo Teixeira in Blatters Sinn offenen Druck auf die Politiker aus. Der Vorfall ist ein weiteres Zeichen für die Macht von Teixeira, Schwiegersohn des ehemaligen Fifa-Granden João Havelange und Vertrauter von Blatter. Teixeira hat bereits parlamentarische Recherchen zu Delikten wie Korruption, Betrug und Steuerflucht hinter sich, ohne dass ihn das aus der Bahn geworfen hätte. Der Fall Corinthians/MSI wäre geeignet für internationale Ermittlungen. Dies sei ‚das offensichtlichste Beispiel für Geldwäsche im Weltfußball’, schreibt die argentinische Zeitung La Naciõn.“
Ärgerlich findet Burghardt, dass Fifa und Co. kein Interesse an Transparenz in diesem dunklen Fall zeigen: „Aus dem aktuellen Corinthians-Nachwuchs wurden vor kurzem Anzeigen wegen Pädophilie bekannt. Ansonsten kämpft das inzwischen ausverkaufte Team gegen den Abstieg. Carlos Tevez schießt seine Tore für Manchester United des Milliardärs Malcolm Glazer, obwohl er vielleicht auch dem isländischen Patron Bjorgolfur Gudmundsson von West Ham United gehört und vielleicht auch der russisch-iranisch-englischen Konstruktion MSI. Was kümmert das alles schon die Fifa und Brasiliens Parlament?“
Sumpf aus Sport, Geschäft und Politik
Tod eines Fußballfans – Kordula Dörfler (Berliner Zeitung) beklagt die Diskrepanz zwischen Wort und Tat im italienischen Fußball: „Die Politik schweigt so wortreich, wie man in Italien schweigen kann. Da wird schwadroniert und lamentiert, da wird nicht weniger als der nationale Notstand beschworen. Da wird nach dramatisch inszenierten Krisensitzungen verkündet, dass man hart durchgreift und die Fans Reiseverbot zu Auswärtsspielen erhalten. Donnerwetter! Die Kunst der Inszenierung beherrschen auch die Funktionäre, die nach langer Sitzung festlegen, dass keine Spiele der B- und C-Liga stattfinden. Am Ende, so lehrt die Vergangenheit, bleibt vom Theaterdonner wenig außer dem hässlichen Befund: Italiens Fußball ist seit Jahren krank, geschüttelt von Korruption und Skandalen. Der Sumpf aus Sport, Geschäft und Politik ist ein besonders üppig gedeihendes Biotop, das kaum trockenzulegen ist, ohne die Grundfesten der Gesellschaft einzureißen. Entsprechend gering ist das Interesse daran.“
zeit.de: Die Gewaltausbrüche nach dem Tod eines Fans von Lazio Rom sind Ausdruck einer gesellschaftlichen Entwicklung, die in Italien kaum jemand wahrhaben will: des wiedererstarkten Rechtsextremismus
stern.de: Auch wenn in Deutschland keine italienischen Verhältnisse drohen – auf das Land könnten schwierige Zeiten zukommen, denn schon längst beginnen sich Gewalttäter aus den unterschiedlichsten Lagern gegen die Polizei als gemeinsamen Feind zu verbünden, wie in Italien
DFL-Präsident Reinhard Rauball gibt im FAZ-Interview zu bedenken: „Ich glaube, Gewalt und Rassismus haben sich von der Bundesliga auf untere Ligen bis hin zu Jugendspielen verlagert. Gewalt bei Jugendspielen haben wir gerade im Ruhrgebiet erleben müssen – deshalb würde ich bei den Themen nicht zwischen Ost und West trennen.“
BLZ: Richard Pound, Chef der Weltantidopingagentur, scheidet nach acht Jahren aus dem Amt